Bisphosphonate - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

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Zusammenfassung
Was sind Bisphosphonate?
- Alendronsäure
- Clodronsäure
- Ibandronsäure
- Pamidronsäure
- Risedronsäure
- Zoledronsäure
Wie wirken Bisphosphonate?
Bei gesunden Menschen stehen der Knochenaufbau und der Knochenabbau in einem Gleichgewicht. Spezialisierte Zellen sind für beide Prozesse zuständig: Osteoklasten lösen bestehende Knochensubstanz auf, während die Osteoblasten neue Knochensubstanz bilden. Bei manchen Krankheiten oder durch die Behandlung mit bestimmten Medikamenten kann dieses Gleichgewicht kippen, sodass es zu einem vermehrten Knochenabbau kommt.
Bisphosphonate werden vom Körper in den Knochen eingebaut und verbleiben dort für viele Monate oder gar Jahre. Wird der Knochen von den Osteoklasten abgebaut, nehmen sie dabei die Bisphosphonate auf. Das hemmt die Aktivität der Osteoklasten und führt zu einer verringerten Knochenauflösung. Daher gehören die Bisphosphonate zu den „antiresorptiven Therapien“, also zu einer Gruppe von Medikamenten, die dem Knochenabbau entgegenwirken.
Wie und bei welchen Beschwerden werden Bisphosphonate eingesetzt?
Bisphosphonate kommen in der Behandlung verschiedener Krankheitsbilder zum Einsatz. Hierzu zählen beispielsweise:
- Knochenschwund (Osteoporose)
- Knochentumoren und Knochenschäden aufgrund von Tumoren
- Erhöhter Kalziumspiegel im Blut als Folge einer Krebserkrankung (tumorinduzierte Hyperkalzämie)
- Morbus Paget (Knochenerkrankung, die mit Verdickung und Verformung der Knochen einhergeht)
Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet von Bisphosphonaten ist die Vorbeugung skelettbezogener Komplikationen bei Tumorerkrankungen. Ein solcher Knochenschutz wird in der Medizin Osteoprotektion genannt. Er kann notwendig sein, um den knochenschädigenden Langzeitnebenwirkungen von bestimmten Krebsmedikamenten entgegenzuwirken. So kommen Bisphosphonate beispielsweise bei einer Hormonentzugstherapie gegen Prostatakrebs oder bei einer Antihormontherapie gegen Brustkrebs zum Einsatz. Andererseits kann eine osteoprotektive Therapie auch angewendet werden, um den Knochen vor den Folgen der Krebserkrankung selbst zu schützen. Dies kann beispielsweise bei Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs, Schilddrüsenkrebs und dem Multiplen Myelom notwendig sein.
Bisphosphonate können als Tablette oder Brausetablette eingenommen oder als Spritze oderInfusion in eine Vene verabreicht werden. Wenn Bisphosphonate in Tablettenform eingenommen werden, gilt es einige Hinweise zu beachten:
- NACH dem Aufstehen aber mindestens 30 Minuten VOR dem ersten Essen oder Trinken einnehmen
- In aufrechter Körperhaltung, also im Sitzen oder Stehen, zusammen mit einem Glas Leitungswasser (200 Milliliter) schlucken, danach für mindestens 30 Minuten nicht hinlegen (bei Ibandronsäure sogar 60 Minuten). Dies soll einem Rückfluss in die Speiseiröhre und damit Problemen im Magen-Darm-Trakt vorbeugen.
- Andere Arzneimittel immer erst nach den Bisphosphonaten zu sich nehmen
Die Dosierungsempfehlungen für Bisphosphonate hängen von der Darreichungsform, dem konkreten Wirkstoff und dem Anwendungsgebiet ab, daher lassen sich hierzu keine pauschalen Aussagen machen.
Nicht eingenommen werden sollten Bisphosphonate bei:
- Bekannter Überempfindlichkeit gegen den verwendeten Wirkstoff, andere Bisphosphonate oder sonstige Bestandteile der gewählten Darreichungsform
- Niedrigem Kalziumspiegel im Blut (Hypokalzämie)
- Schwerer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
- Gleichzeitiger Behandlung mit anderen Bisphosphonaten
Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Bisphosphonate nicht angewendet werden.
Bisphosphonat-Tabletten sollten außerdem in den folgenden Fällen nicht zum Einsatz kommen:
- Unfähigkeit, mindestens 30 Minuten in aufrechter Körperhaltung zu verbringen
- Verzögerte Entleerung der Speiseröhre, beispielsweise aufgrund von Verengungen (Strikturen) oder Störungen der Speiseröhrenbeweglichkeit (Achalasie)
- Akute Entzündungen des Magen-Darm-Traktes
Welche Nebenwirkungen können bei Bisphosphonaten auftreten?
Obwohl Bisphosphonate in der Regel gut vertragen werden, kann es nach der Einnahme zu Nebenwirkungen kommen. Welche Nebenwirkungen das sind, hängt unter anderem davon ab, ob die Bisphosphonate als Tablette oder Infusion gegeben wurden:
- Tabletten: Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung und andere Magen-Darm-Beschwerden
- Infusion: Fieber, Schmerzen und andere grippeartige Beschwerden
In sehr seltenen Fällen kann es zudem zum Absterben des Kiefers oder Teilen des Kiefers kommen. In der medizinischen Fachsprache nennt man dies Kieferosteonekrose oder kurz Kiefernekrose. Um dieser schwerwiegenden Nebenwirkung vorzubeugen, sollten Sie vor Beginn der Bisphosphonat-Therapie Ihre zahnärztliche Praxis aufsuchen, um alle notwendigen Zahnbehandlungen abschließen zu können, bevor Sie mit der Bisphosphonat-Therapie starten. Außerdem trägt eine gute Mundhygiene dazu bei, das Risiko für eine Kieferosteonekrose zu senken. Putzen Sie daher Ihre Zähne sorgfältig und regelmäßig und verwenden Sie Zahnseide oder Interdentalbürstchen, um die Zahnzwischenräume zu reinigen. Gehen Sie zudem während der Bisphosphonat-Behandlung regelmäßig zu Kontrollterminen in Ihre zahnärztliche Praxis, um eine optimale Mundgesundheit zu gewährleisten und Anzeichen einer drohenden Kieferosteonekrose rechtzeitig zu erkennen. Rauchen gilt als Risikofaktor für eine Kieferosteonekrose. Es ist deshalb ratsam, mindestens während der Behandlung mit Bisphosphonaten damit aufzuhören.
Gibt es Wechselwirkungen bei Bisphosphonaten?
Bisphosphonate sollten grundsätzlich nicht gemeinsam mit Nahrungsmitteln eingenommen werden, sondern auf nüchternen Magen, weil der Körper sonst die Medikamente nur schlecht aufnehmen kann. Außerdem sollten kalziumreiche Mineralwässer, kalziumhaltige Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente, die die Magensäure neutralisieren (sogenannte Antazida), vermieden werden.
Veröffentlicht am: 23.06.2025
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ATC Code(s)
ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.
- M05BA, M05BB
- Quelle: Gelbe Liste
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Quellen
[1] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Osteoporose und Knochenbrüche, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/welche-vor-und-nachteile-haben-medikamente-zur-vorbeugung-von-knochenbruechen.html
[2] Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Bisphosphonate und Denosumab bei Krebs: Knochen-stabilisierende Therapie, unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/bisphosphonate-denosumab-krebs-knochen-therapie.php
[3] Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfARM). Bisphosphonate und Knochennekrosen, unter: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RI/2005/RI-asi-bisphosphonate-und-knochennekrosen.html
[4] Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF: Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen. Langversion 1.3 – Februar 2020, AWMF Registernummer: 032/054OL
[5] Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2020)
[6] Pharmakologie und Toxikologie – von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie, Springer Medizin Verlag Heidelberg (2012)
[7] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Bisphosphonate, unter: https://www.pschyrembel.de/Bisphosphonate/K03SK
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