Hormonersatztherapie - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Häufig leiden Frauen in den Wechseljahren unter Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Bei manchen Frauen wirken sich die hormonellen Veränderungen so stark auf das Wohlbefinden aus, dass sie sich für eine Hormonersatztherapie interessieren – in der Hoffnung, ihre Lebensqualität dadurch verbessern zu können. Um die Folgen des natürlichen Hormonmangels abzumildern oder zu beseitigen, sind Östrogen- und Östrogen-Gestagen-Präparate in unterschiedlichen Darreichungsformen verfügbar. Hormonersatztherapien werden von medizinischem Fachpersonal verordnet.
Was ist eine Hormonersatztherapie?
Bei der Hormonersatztherapie(HET) werden Beschwerden und Erkrankungen, die durch einen Hormonmangel ausgelöst wurden, mithilfe von Hormonpräparaten behandelt. Im engeren Sinne allerdings versteht man unter der Hormonersatztherapie den künstlichen Ersatz von weiblichen Geschlechtshormonen in den Wechseljahren (Klimakterium) Wechseljahren (Klimakterium).
Die Wechseljahre setzten in der Regel zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr der Frau ein. Mitunter kann die Hormonproduktion zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr nachlassen. Mit der Zeit sinken die Östrogen- und Progesteronspiegel soweit ab, dass sie nicht mehr ausreichen, um einen regelmäßigen Monatszyklus auszulösen. Die unregelmäßigen Blutungen sind ein Zeichen dafür, dass sich die Frau in den Wechseljahren befindet. Es treten Symptome auf wie Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche, Schlafstörungen, depressive Verstimmungendepressive Verstimmungen, urologische und andere Beschwerden, welche die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit mancher Frauen beeinträchtigen können.
Das Ziel der HormontherapieHormontherapie ist nicht, die ursprüngliche Hormonkonzentration wiederherzustellen, sondern die typischen Beschwerden der Wechseljahre zu beseitigen oder zu lindern. So kann die Hormonersatztherapie die Lebensqualität in den Wechseljahren verbessern.
Wann wird die Hormonersatztherapie eingesetzt?
Die Wechseljahresbeschwerden werden von jeder Frau anders empfunden. Nicht immer ist eine Behandlung mit der Hormonersatztherapie notwendig. Dies richtet sich nach der Intensität der Beschwerden, etwa nach der Stärke der Hitzewallungen, oder danach, ob medizinisch notwendige Gründe vorliegen, wie der Gewebeschwund der genitalen Schleimhaut (Atrophie). Diese Art von Beschwerden kann durch die Hormonersatztherapie ursächlich behandelt werden. Eine Hormonersatztherapie dient in erster Linie der Linderung von Wechseljahresbeschwerden. Zwar kann sie auch einen schützenden Effekt auf die Knochendichte haben und in bestimmten Fällen stimmungsaufhellend wirken – zur allgemeinen Vorbeugung von Erkrankungen wie Osteoporose oder Depressionen wird sie jedoch nicht primär eingesetzt. Ob sie im Einzelfall geeignet ist, sollte individuell ärztlich abgeklärt werden.
Vor Beginn der Hormonersatztherapie stehen das Alter der Frau und der Zeitpunkt der individuellen Menopause im Fokus. Idealerweise beginnt die Hormonersatztherapie mit dem Eintritt in die Wechseljahre, jedoch sollte die Frau dann nicht älter als 60 Jahre sein. Treten die Beschwerden erst später auf, sollte die Therapie nur nach sorgfältiger individueller Risiko-Nutzen-Abwägung eingeleitet werden. Erhöhte Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brustkrebs oder Thrombosen gelten als Kontraindikationen oder bedingen besondere Vorsicht.
Welche Präparate werden bei der Hormonersatztherapie eingesetzt?
Grundsätzlich unterscheidet man bei der HRT zwischen einer Mono- und einer Kombinationstherapie. Wie der Name vermuten lässt, wird bei der Monotherapie nur eine Wirkstoffgruppe, nämlich das Östrogen verwendet. In der Kombinationstherapie kommen Östrogen-Gestagen-Präparate zum Einsatz. Hier wird oft die Kombination aus Östrogen und Progesteron verwendet. Das Hormon Progesteron gehört zur Gruppe der Gestagene.
Östrogen-Gestagen-Präparate werden in den meisten Fällen für die Hormonersatztherapie verschrieben. Diese Sexualhormone werden vor Beginn der Wechseljahre hauptsächlich in den Eierstöcken hergestellt. Reduzieren diese die Produktion der Hormone, sinkt der Hormonspiegel, und es kommt zu den typischen Wechseljahresbeschwerden. Östrogen-Gestagen-Präparate können diese Beschwerden lindern.

Für die Hormonersatztherapie sind Östrogen-Gestagen-Präparate in verschiedenen Darrei-chungsformen verfügbar:
- als Tablette oder Kapsel zum Schlucken,
- als Nasenspray,
- als Pflaster,
- als Gel zum Auftragen auf die Haut,
- als Spritze,
- zum Einführen in die Scheide als Creme, Tablette, Zäpfchen oder Scheidenring.
Reine Östrogen-Präparate gleichen den Mangel an Östrogenen aus. Allerdings kommen sie in der Hormonersatztherapie nur zum Einsatz, wenn der Frau bereits die Gebärmutter entfernt wurde. Denn reine Östrogen-Präparate haben den Nachteil, dass sie Wucherungen in der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) verursachen können, die sich manchmal zu Endometrium- oder Gebärmutterkörperkrebs entwickeln. Die Östrogen-Gestagen-Kombination verhindert dies. Die reinen Östrogen-Präparate sind in Form von Tabletten, Cremes, Pflastern oder Spritzen erhältlich.
Wie läuft die Hormonersatztherapie ab?
Bevor die Hormonersatztherapie empfohlen und mit der Behandlung begonnen wird, untersucht und berät der behandelnde Gynäkologe bzw. die behandelnde Gynäkologin Betroffene. Zudem wird mittels einer Blutuntersuchung der Hormonstatus ermittelt. Wichtig bei der Behandlung mit Hormonen ist, dass die niedrigste effektive Dosis über den individuell erforderlichen Behandlungszeitraum eingenommen wird.
Über den Zeitraum der Behandlungsdauer von drei bis fünf Jahren werden bei den regelmäßigen, jährlichen Kontrolluntersuchungen der Blutdruck und das Körpergewicht gemessen sowie eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt. Diese schließt die Untersuchung der Brüste mit ein. Bei dieser Gelegenheit können Betroffene mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin besprechen, ob die Wechseljahresbeschwerden zurückgegangen sind und wie zufriedenstellend die Behandlung ist.
Über die Dauer einer Hormonersatztherapie gibt es bislang keine verbindliche Empfehlung. Beendet wird die Behandlung meist nach drei bis fünf Jahren in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen. Dabei wird die Hormondosis über zwei bis drei Monate lang-sam gesenkt und so das Medikament „ausgeschlichen“. Treten in dieser Zeit wieder Beschwerden auf, kann die Hormondosis noch mal angepasst werden.
Was sind die Vorteile und Risiken einer Hormonersatztherapie?
Die Behandlung mit Hormonpräparaten birgt viele Vorteile für die Frau. So bessert sich häufig der Schlaf vieler Frauen, wenn sie vorher nachts von Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen gestört wurden. Weitere Beschwerden, welche die Lebensqualität beeinträchtigen und die durch die verordneten Hormone gelindert werden können:
- Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen,
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr,
- Leistungs- und Gedächtnisstörungen,
- Knochen und Gelenkbeschwerden,
- urogenitale Beschwerden.
Wie bei jeder medikamentösen Behandlung können auch bei der Hormonersatztherapie Nebenwirkungen auftreten. Daher sollten während des Beratungsgesprächs mit dem medizinischen Fachpersonal der persönliche Leidensdruck der Frau und die Ausprägung der Beschwerden gegenüber ihren Risiken abgewogen werden.
Es gibt gesundheitliche Situationen, in denen eine Hormonersatztherapie prinzipiell einen deutlichen Nutzen bieten kann, aber dennoch nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden sollte. Zum Beispiel wird bei Frauen ab etwa 60 Jahren vor Beginn einer HRT eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung empfohlen, da das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Thrombosen und Schlaganfälle in diesem Alter erhöht sein kann, besonders bei Risikopatientinnen.
Die Dauer der Hormonersatztherapie beeinflusst das Brustkrebsrisiko. Eine Langzeitanwendung von Östrogen-Gestagen-Präparaten über fünf Jahre erhöht das Risiko signifikant. Dieses erhöhte Risiko bleibt auch Jahre nach Beendigung der Therapie bestehen. Bei einer reinen Östrogentherapie ist das Risiko geringer, jedoch ebenfalls erhöht im Vergleich zu Frauen ohne HRT.
Bei der reinen Östrogen-Monotherapie, also der Gabe von Östrogenen ohne Gestagene, ist das Risiko für eine krankhafte Veränderung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) erhöht, wenn die Behandlung über zwei bis drei Jahre hinaus fortgeführt wird. Um dieses Risiko zu verringern, wird bei Frauen mit intakter Gebärmutter üblicherweise eine Kombination aus Östrogen und Gestagen verschrieben, da Gestagene die Schleimhaut schützen und eine Überwucherung verhindern können.
Darüber hinaus bestehen bei der Einnahme von Östrogen-Gestagen-Präparaten sowie der Einnahme von reinen Östrogenpräparaten weitere Risiken, die berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören unter anderem:
- Schlaganfälle,
- Thromboembolien, also die Bildung von Blutgerinnseln, die beispielsweise in den Beinvenen oder der Lunge auftreten können.
Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist daher für jede Frau individuell wichtig.
Was passiert nach der Hormonersatztherapie?
Der Verlauf nach dem Absetzen der Hormonersatztherapie (HRT) kann individuell sehr unterschiedlich sein. Möglich ist, dass die Beschwerden durch die Behandlung nur aufgeschoben werden und nach dem Absetzen wiederkehren. Bezüglich der langfristigen Risiken ist bekannt, dass bei Frauen, die eine kombinierte Östrogen-Gestagen-Therapie über mehrere Jahre – typischerweise mehr als fünf Jahre – angewendet haben, das erhöhte Brustkrebsrisiko auch nach dem Absetzen der Behandlung weiterhin bestehen kann.
Veröffentlich am: 02.02.2022
Letzte Aktualisierung: 23.06.2025
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Quellen
[1] gesundheitsinformation.de Wechseljahresbeschwerden - https://www.gesundheitsinformation.de/hormontherapie-gegen-wechseljahrsbeschwerden.2171.de.html?part=behandlung-o2
[2] Frauenärzte im Netz Hormonersatztherapie – Hormone in den Wechseljahren https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/hormonersatztherapie-hrt/
[3] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Ernährung in den Wechseljahren https://www.dge.de/blog/2024/ernaehrung-in-den-wechseljahren/
[4] S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmenopause-Diagnostik-Interventionen_2021-01.pdf
[5] Pharmazeutische Zeitung: Hormonersatz erhöht das Brustkrebsrisiko langfristig https://www.pharmazeutische-zeitung.de/hormonersatz-erhoeht-das-brustkrebsrisiko-langfristig
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