Delirium - Bedeutung, Symptome und Ursachen

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Ein Delirium bezeichnet eine spontane Bewusstseinsstörung, die mit Problemen bei der Aufmerksamkeit, Orientierung und Wahrnehmung einhergeht. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen. Unbehandelt kann das Delirium lebensbedrohlich werden, mit angemessener Therapie ist die Prognose jedoch gut. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache, beispielsweise erfolgt die Gabe von Antibiotika im Falle einer Infektion oder ein Entzug nach Einnahme von Suchtmitteln.
Wie äußert sich ein Delirium?
Ein Delirium (in der Fachsprache Delir genannt) ist ein akuter Verwirrtheitszustand, der besonders häufig bei Menschen über 70 Jahren während Krankenhausaufenthalten auftritt: Bis zu 30 Prozent erfahren währenddessen ein Delirium. Handelt es sich um eine intensivmedizinische Behandlung oder eine große Operation, sind bis zu 70 Prozent der älteren Menschen betroffen. Ein Delirium tritt normalerweise nicht schleichend, sondern plötzlich auf.
Zu den typischen Symptomen eines Deliriums gehören:

- Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
- Verringerung der geistigen Leistungskraft, z. B. in Form von Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
- Desorientiertheit (die Person kennt Datum oder Wochentag nicht, weiß nicht, wo sie sich befindet oder wer sie ist)
- Wahrnehmungsstörungen (oft optische Halluzinationen)
- Veränderungen in Bewegungsablauf, Gestik, Mimik oder Sprache (z. B. Wechsel zwischen geringer und hoher Aktivität, Schreckhaftigkeit)
- Stimmungsveränderungen (z. B. plötzliche Angst, Reizbarkeit oder Ratlosigkeit)
- Störungen des vegetativen Nervensystems wie beschleunigter Herzschlag (Tachykardie) oder Schwitzen
- gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
- Fieber
- Tremor
Nicht alle Symptome müssen gleichzeitig auftreten, um ein Delirium zu diagnostizieren. Bei den meisten Menschen sind die Symptome im Verlauf des Tages nicht einheitlich ausgeprägt und werden gegen Abend stärker. Dadurch unterscheidet sich das Delirium von einer Demenz. Allerdings ist eine Demenzerkrankung ein Risikofaktor für die Entstehung eines Deliriums, diese können also auch zusammen auftreten.
Welche Ursachen können hinter einem Delirium stecken?
Ein Delirium kann unter anderem aufgrund der folgenden Auslöser auftreten:
- Verletzungen im Kopf-/Hirnbereich (z. B. Schädel-Hirn-Trauma)
- Probleme mit der Blutversorgung im Gehirn
- Demenz und hohes Lebensalter
- Operationen (postoperatives Delir)
- Alkoholabhängigkeit
- Infektionen und Fieber
- Intoxikationen und Medikamenteneinnahme
- Gehirnentzündung (Enzephalitis) aufgrund von Infektionen oder Autoimmunreaktionen
- Verminderte Sauerstoffversorgung (Hypoxie)
- Störungen von Wasser- und Elektrolythaushalt (z. B. verringertes Blutvolumen aufgrund zu geringer Trinkmenge)
- Stoffwechselstörungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion und Diabetes mellitus
Bestimmte Voraussetzungen erhöhen das Risiko für das Auftreten eines Deliriums. Dazu zählen vor allem ein erhöhtes Alter, Bluthochdruck (Hypertonie), Mangelernährung, die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente (Polypharmazie) und kognitive Störungen wie Demenz .
Wann ärztlichen Rat einholen bei Delirium?
Sollten Sie bei sich selbst oder Ihnen nahestehenden Personen eine plötzlich einsetzende Störung von Aufmerksamkeit und Kognition (Gedächtnis und Konzentration) feststellen, ist dies ein Anzeichen für ein Delirium, insbesondere, wenn die Symptome im Verlauf des Tages schwanken. Suchen Sie in diesem Fall umgehend ärztlichen Rat. Je schneller eine Therapie eingeleitet wird, desto besser sind die Heilungschancen und desto niedriger ist das Risiko für Komplikationen.
Idealerweise findet der Besuch in der ärztlichen Praxis gemeinsam mit einer Vertrauensperson statt, die im Zweifelsfall Auskunft über den Zeitpunkt und die Schwere der Symptome, vorliegende Grunderkrankungen oder die aktuelle Medikamenteneinnahme geben kann.
Wie sehen die Diagnostik und Therapie bei Delirium aus?
Das ärztliche Gespräch fokussiert zunächst auf die bisher aufgetretenen Symptome und die Krankengeschichte (Anamnese). Darauf folgt die körperliche Untersuchung (Blutdruck, Herzschlag, Temperatur) und bei Bedarf eine Blutuntersuchung. Mithilfe bestimmter Blutwerte lassen sich Hinweise auf Erkrankungen wie eine Leberzirrhose finden, die in manchen Fällen ebenfalls zu akuter Verwirrtheit führen.
Bildgebende Untersuchungen können beim Verdacht auf Hirnödeme oder Tumoren zur Diagnose beitragen. Diese können ebenfalls ein Delirium auslösen. Ein Elektroenzephalogramm (EEG) kann Hinweise auf einen epileptischen Anfall liefern, der teils mit Symptomen einhergeht, die einem Delirium ähneln. Eine umfassende Diagnostik ist wichtig, da sich die Therapie nach der Ursache des Deliriums richtet. Sollte die betroffene Person beispielsweise mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, muss das medizinische Fachpersonal ausschließen, dass diese sich gegenseitig beeinflussen oder Auslöser des Deliriums sind.
Die generellen Maßnahmen zur Behandlung des Deliriums fokussieren auf die Verringerung von Risikofaktoren und finden gleichzeitig zur Ursachenbehandlung statt. Zu den Maßnahmen der medikamentenfreien Behandlung eines Deliriums zählen:
- Vermeidung von Veränderungen des äußeren Umfelds
- Festes Behandlungsteam und Bezugspersonen
- Hilfen zur Reorientierung bieten
- Angemessene Ernährung (Mängel behandeln), ggf. mit Hilfestellung oder Hilfsmitteln, und Wasserversorgung
- Sauerstoffversorgung sicherstellen
- Ausreichend Schlaf ermöglichen und Schlaf-Wach-Rhythmus wiederherstellen
- Vorhandene Elektrolyt- oder Vitaminmängel ausgleichen
- Mobilisierung/Bewegung
Wenn die betroffene Person sich nicht allein oder mit Unterstützung fortbewegen kann, besteht die Möglichkeit, zur Erhaltung der Beweglichkeit eine unterstützende Physio- oder Ergotherapie zu verordnen. Ist das Delirium bereits weit fortgeschritten, kann eine Aufnahme auf die Intensivstation notwendig sein. In einigen Fällen, etwa bei Delirium aufgrund von Alkoholentzug, ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. Meist verbessert sich der Zustand Betroffener innerhalb von zwei Wochen, bei einigen bleiben jedoch nach der Verbesserung Einschränkungen zurück.
Was können Sie selbst bei einem Delirium tun?
Wer Menschen während eines Deliriums unterstützen möchte, kann ähnliche Maßnahmen treffen, wie sie fachärztlich zum Einsatz kommen. Dabei gilt jedoch die Voraussetzung, dass das Delirium noch nicht zu weit fortgeschritten ist.
Helfen Sie der Person, sich zu orientieren. Dazu zählt, sicherzustellen, dass Brillen oder Hörgeräte getragen werden. Die Umgebung sollte ausreichend beleuchtet und idealerweise bereits bekannt sein. Uhren sowie Kalender können helfen, das Zeitgefühl beizubehalten. Stellen Sie sicher, dass die Person ausreichend Wasser trinkt, und versuchen Sie, unnötigen Lärm und starke Kälte ebenso zu vermeiden wie eine Reizüberflutung, die die Person überfordern könnte.
Interagieren Sie regelmäßig mit der Person, und motivieren Sie diese, sich mit Ihnen oder anderen Bezugspersonen zu unterhalten, oder bieten Sie eine gemeinsame Beschäftigung an, bei der die Person ihrem aktuellen Zustand entsprechend geistig gefordert wird. Soweit möglich, ist Bewegung beispielsweise in Form von Spaziergängen besonders bei älteren Personen hilfreich.
Veröffentlicht am: 28.07.2025
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Quellen
[1] Pschyrembel. Online. Delir. https://www.pschyrembel.de/Delirium/K05M5/doc/
[2] Pschyrembel. Online. Alkoholdelir. https://www.pschyrembel.de/Delirium%20tremens/K05M7/doc/
[3] Pschyrembel. Online. Postoperatives Delir. https://pschyrembel.de/Delir%2C%20postoperatives/K0RL0/doc/
[4] S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN). Delir und Verwirrtheitszustände inklusive Alkoholentzugsdelir. Stand: Januar 2022. AWMF-Registernummer: 030 - 006. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/030-006
[5] Berlit P. Verwirrtheit/Delir. Springer eMedpedia. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/klinische-neurologie/verwirrtheit-delir?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-44768-0_110
[6] Spitzer P et Kornhuber J. Delir. Springer eMedpedia. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/delir?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_58
[7] Kiefer F et Schuster R. Alkoholismus-Forschung, aktuelle Befunde, künftige Perspektiven. Springer eMedpedia. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/alkoholismus-forschung-aktuelle-befunde-kuenftige-perspektiven?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_61
[8] Francis J Jr et Young B. Patient education: Delirium (Beyond the Basics). UpToDate, Wolters Kluwer. https://www.uptodate.com/contents/delirium-beyond-the-basics
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