Histaminintoleranz - Symptome und Behandlung

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Bei einer Histaminintoleranz kann der Körper Histamin aus der Nahrung nicht ausreichend abbauen – meist wegen einer verminderten Aktivität des Enzyms DAO. Die Folge sind Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hautausschläge, Magen-Darm-Probleme oder Schwindel. Da hierbei keine Immunreaktion stattfindet, spricht man von einer Pseudoallergie. Die Diagnose erfolgt meist über eine Ernährungsumstellung: Zuerst histaminarme Diät (Karenz), dann schrittweise Wiedereinführung (Testphase). Langfristig hilft eine individuell angepasste Ernährung. Gut verträglich sind frische, unverarbeitete Lebensmittel. Gereifte, fermentierte oder verdorbene Produkte sowie bestimmte Medikamente sollten gemieden werden. Die Beschwerden lassen sich durch konsequente Ernährung oft deutlich lindern.
Was ist eine Histaminintoleranz?
Bei einer Histaminintoleranz handelt es sich um eine funktionelle Störung, bei der der Körper Histamin aus der Nahrung nicht in einem ausreichenden Maße abbauen kann. Meist besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Histaminaufnahme, -freisetzung und dem Histaminabbau, das insbesondere auf eine verminderte Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO) im Dünndarm zurückzuführen ist. Auch genetische Faktoren, Störungen der Darmbarriere sowie ein Mikrobiom, welches aus dem Gleichgewicht geraten ist, können die Entstehung einer Histaminintoleranz begünstigen. Da keine Immunreaktion wie bei einer klassischen Allergie stattfindet, sprechen Fachleute von einer „Pseudoallergie“. Die Beschwerden verschlimmern sich häufig durch Stress, psychische Belastungen sowie bei Frauen durch das prämenstruelle Syndrom (PMS).
Die Histaminintoleranz ist nach der Laktoseintoleranz und der Fruktose-Malabsorption die dritthäufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit. Schätzungen zufolge sind etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Erkrankung entwickelt sich schleichend im Laufe des Lebens und trifft überwiegend Frauen mittleren Alters. Das Beschwerdebild kann auch als Folge anderer Unverträglichkeitsreaktionen oder Allergien auftreten oder diese begleiten.
Was sind die Symptome der Histaminintoleranz?

Die Symptome einer Histaminintoleranz können sehr unterschiedlich sein und unterschiedliche Körperbereiche betreffen
- Kopfschmerzen, Migräne
- Plötzliche auftretende Hautrötungen
- Juckreiz, Nesselausschlag
- Asthma, Husten, Schnupfen
- verstopfte oder laufende Nase
- Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
- Schwellungen (z.B. Augen und Finger)
- Kreislaufbeschwerden (Schwindel), Herzrasen, niedriger Blutdruck
Die Symptome treten in der Regel innerhalb von Minuten bis etwa zwei Stunden nach dem Essen auf. Ihre Dauer variiert individuell und kann von einigen Stunden bis zu einem Tag reichen – bei empfindlichen Personen auch länger.
Was ist Histamin?
Chemisch gesehen gehört Histamin zu den biogenen Aminen, die beim Abbau und Umbau von Eiweiß entstehen, etwa bei Reifungs-, Gärungs- oder Verderbnisprozessen von Lebensmitteln. Beim Menschen wirkt Histamin als Gewebshormon und reguliert als Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus. Zudem spielt es eine zentrale Rolle im Immunsystem und ist an allergischen Reaktionen und Entzündungsprozessen beteiligt. In verschiedenen Geweben hat Histamin unterschiedliche Effekte: Es kann etwa die Blutgefäße erweitern (Vasodilatation), was zu einem Blutdruckabfall führen kann, während es gleichzeitig in Bronchien, Darm und Gebärmutter krampfauslösend wirken kann.
Welche Lebensmittel enthalten Histamin?
Histamin kommt vor allem in gereiften, fermentierten oder mikrobiell belasteten Lebensmitteln vor. Bei frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln ist der Histamingehalt meist gering. So kommt es zum Beispiel durch den Reifungsprozess von Käse ebenso zu einem Anstieg des Histamingehalts wie durch die Herstellung von Wurst, Sauerkraut und anderem essigsaurem Gemüse. In all diesen Fällen wandeln Mikroorganismen die Aminosäure Histidin in das biogene Amin Histamin um. Unsachgemäß gelagerte, mehrfach aufgewärmte oder verdorbene Nahrungsmittel können den Histamingehalt ebenfalls messbar ansteigen lassen.
Kritisch sind auch Lebensmittel, die im Körper die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase hemmen, das Histamin abbaut. Dies betrifft unter anderem Alkohol, Schokolade oder Tee. Überdies gibt es Nahrungsmittel, die die Freisetzung von Histamin im Körper zusätzlich fördern wie beispielsweise Erdbeeren, Kiwi oder Zitrusfrüchte
Wie entsteht die Histaminintoleranz?
Ursache der Histaminintoleranz scheint ein Ungleichgewicht zwischen Bildung, Zufuhr und Abbau des Histamins. Normalerweise toleriert der Organismus auch größere Mengen Histamin. In bestimmten Fällen können aber bereits kleinere Mengen Symptome hervorrufen – etwa im Falle einer Histamin-Unverträglichkeit oder wenn Betroffene Triggerfaktoren wie Alkohol oder Käse zu sich nehmen. Prinzipiell wird Histamin vor allem im Dünndarm mithilfe des Enzyms Diaminoxidase (DAO) abgebaut. Zusätzlich existiert ein weiterer Abbauweg über das Enzym Histamin-N-Methyltransferase (HNMT), das insbesondere in der Leber und im zentralen Nervensystem aktiv ist. Auch bestimmte Medikamente oder eine gestörte Darmflora können die individuelle Toleranzschwelle gegenüber Histamin beeinflussen.
Wie wird eine Histaminintoleranz diagnostiziert?
Die Symptome einer Histaminunverträglichkeit sind äußerst vielfältig. Bis heute existieren keine allgemein anerkannten und aussagekräftigen Laborverfahren, was eine zweifelsfreie Diagnosestellung erschwert. Zwar gibt es mittlerweile verschiedene Ansätze, die Histaminunverträglichkeit nachzuweisen, allerdings wird ihre Aussagekraft von Experten kritisch bewertet.
Zu den derzeit genutzten, aber nicht standardisierten Verfahren zählen:
- Messung der Aktivität des DAO-Enzyms im Blut oder Urin
- Histamin-50-Pricktest
- die Messung der Aktivität der Enzyme DAO und HNMT im Darm
- Bestimmung der Histaminkonzentration im Stuhl und im Plasma.
Alle genannten Methoden können lediglich Hinweise liefern – ein gesicherter Nachweis ist damit nicht möglich. Entsprechend empfiehlt sich zur Diagnose der Histaminintoleranz nach wie vor ein praktisches Vorgehen über eine eliminierende Ernährungsumstellung. Auch medizinische Fachgesellschaften raten zu einer mehrwöchigen histaminarmen Diät mit anschließender kontrollierter Provokation unter ärztlicher Aufsicht. Hinzu kommt, dass der Histamingehalt in Nahrungsmitteln stark schwankt. Dies ist abhängig von Reifegrad, Lagerdauer und Verarbeitung der Produkte. Trotz gleicher Sortenwahl können die enthaltenen Histaminmengen daher sehr unterschiedlich ausfallen. Betroffenen kann es daher schwer fallen die Nahrungsmittel zu bestimmen, die bei ihnen Beschwerden hervorrufen.
Treten Beschwerden auf ist die hausärztliche Praxis in der Regel der erste Ansprechpartner. Hier wird zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) erhoben, dabei wird erfragt, welche Symptome aktuell vorliegen oder ob eventuell Vorerkrankungen bestehen. Da die Symptome einer Histaminintoleranz häufig anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien ähneln, ist es hier wichtig, diese oder andere Ursachen auszuschließen (Differentialdiagnose). Um eine Histaminintoleranz zu bestätigen und zu behandeln, empfiehlt sich eine individuell abgestimmte Ernährungstherapie.
Wie wird die Histaminintoleranz behandelt?
Bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz erfolgt die Ernährungsumstellung in drei Stufen:
Stufe 1: Karenzphase (Vermeidungsdiät)
Stufe 2: Testphase (Provokationstest)
Stufe 3: Dauerernährung
Bei der ersten Phase der Ernährungsumstellung handelt es sich um einen Vermeidungstest (Karenz). In dieser Zeit streichen die Betroffenen zehn bis 14 Tage lang konsequent alle Lebensmittel vom Speiseplan, die histaminreich sind oder Histamin freisetzen. Das gilt auch für Alkohol und Medikamente, die das am Histaminabbau beteiligte Enzym Diaminoxidase hemmen. Ziel ist es, die Beschwerden weitgehend zu reduzieren. Lassen die Beschwerden in dieser Zeit nach, ist eine Histaminintoleranz wahrscheinlich.
Im Anschluss an die Karenzphase erfolgt ein Provokationstest. Hierbei werden „verdächtige“ Nahrungsmittel schrittweise wiedereingeführt, um die individuelle Histaminverträglichkeit zu ermitteln und eine individuell maßgeschneiderte, den Nährstoffbedarf deckende Ernährungsform zu finden. Diese zweite Phase nimmt etwa sechs Wochen in Anspruch.
Ist die persönliche Toleranzgrenze bekannt, ist die dritte und letzte Phase erreicht: eine dauerhaft angepasste, ausgewogene Ernährung, bei der individuell gut verträgliche Lebensmittel bevorzugt werden.
Was können Sie selbst bei einer Histaminintoleranz tun?
Bei einer Histaminintoleranz ist es wichtig, die Lebensmittelauswahl sorgfältig zu gestalten. Doch welche Lebensmittel eignen sich bei Histaminintoleranz und welche nicht? Empfehlenswert ist es auf qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu achten; diese sollten am besten frisch und unverarbeitet sein. Der Grund: Der Histamingehalt steigt, je länger ein Lebensmittel reift oder gelagert wird. Bei Lebensmitteln, die die Ausschüttung von Histamin im Körper begünstigen oder das histaminabbauende Enzym DAO hemmen ist zudem Vorsicht geboten. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über geeignete und ungeeignete Lebensmittel:
Gut verträglich (histaminarm) | Ungeeignet (histaminreich) | |
---|---|---|
Fleisch/ Geflügel/ Fisch und Fleischwaren | Bei Fleisch sollte darauf geachtet werden, dass grundsätzlich nur frisches und tiefgefrorenes Fleisch und Geflügel sowie Fischsorten verzehrt werden wie Koch- und Brühwürste, kalt aufgeschnittener Braten, ungeräucherter Kochschinken, Kabeljau, Dorsch, Seelachs, Scholle etc. | Ungeeignet ist Fleisch und Geflügel, das geräuchert, gepökelt, getrocknet, mariniert schlecht gelagert oder auch verdorben ist, sowie Fleischextrakte und Leber. Rohwürste (Salami, Cervelatwurst, Mettwurst) roher Schinken. Fisch, hier vor allem mit dunklem Fleisch, aber auch Konserven: Fischkonserven, Makrele, Thunfisch, Hering, Sardellen. Zudem Muscheln und Schalentiere. |
Milch, Milchprodukte, Käse, Eier | Milchprodukte und Milcherzeugnisse wie Quark, Butter, Sahne, Frischkäse, Kefir, Buttermilch, frische Milch, Joghurt, Sauerrahm, Eier. Zudem auch kurz gereifte Käsesorten wie junger Gouda, Joghurt- und Buttermilchdressing, Hüttenkäse, Butterkäse | Ungeeignet ist lang gereifter Käse wie Parmesan, Emmentaler Camembert, Brie, Edamer, Tilsiter, Chester, Cheddar, Schmelzkäse, Schimmelkäse, Harzer, Rohmilchkäse, |
Getreide und Getreideprodukte | Brot (ohne Zusatzstoffe), Getreide und Getreideprodukte (die ohne Hefe hergestellt wurden), Reis, Nudeln, Kartoffeln Dinkel, Gerste, Weizen, Hirse, | Brot mit Zusatzstoffen (u./o. Hefe), Weizenkeime, Fertigbackmischungen |
Obst | Birnen, Melone, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Aprikosen, Litschi, Mango, Äpfel, Rhabarber, Pfirsiche, Kirschen, Johannisbeeren, Nektarinen | Überreifes Obst, Zitrusfrüchte (v.a. Orangen, Grapefruit), Erdbeeren, Ananas, Kiwi, Bananen, Himbeeren, Papaya, Obstkonserven, Nüsse |
Gemüse | Kartoffeln, Knoblauch, Grüner Salat, Kohl, frische Kräuter, Rote Bete, Paprika, Kürbis, Lauch, Zwiebeln, Brokkoli, Radieschen, Rettich, Karotten, Gurke, Zucchini, Mais, Spargel | Tomaten, Ketchup, Tomatenmark, Auberginen, Avocado, Spinat, Sauerkraut, Gemüsekonserven, eingelegtes Gemüse (Rote Bete, Zwiebeln, Gurken,), Soja, Keime, Sprossen |
Süßwaren | Fruchtgummi, Fruchtbonbons, Popcorn, Konfitüre, Honig, Kaugummi | Schokolade, Erdnusscreme, Nougat, Marmelade, Marzipan |
Getränke | Wasser, Tee, Kaffee, Obstsäfte (ohne Zitrusfrüchte) | Schwarzer Tee, Grüner Tee, Brennesseltee, Tomatensaft, Obstsäfte aus Zitrusfrüchten |
Alkohol | helles Bier (Pils, Kölsch), Weißwein, klare Schnäpse | Weißbier, Sekt, Champagner, Rotwein, Liköre |
Sonstiges | Gewürze, Margarine, Öle, Essigessenz, Apfelessig | Hefe, Hefeextrakte, Glutamat, Rotweinessig, Algenerzeugnisse, Sojaprodukte wie Tofu, Sojasoße, Nüsse (v.a. Walnüsse und Marzipan) |
Veröffentlicht am: 04.05.2023
Letzte Aktualisierung: 28.07.2027
Quellen
[1]: Wenn Essen krankmacht. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-41-2012/wenn-essen-krank-macht
[2]: Testen statt Verzichten – Schnelle Hilfe bei Histamin-Intoleranz.
https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/testen-statt-verzichten-schnelle-hilfe-bei-histamin-intoleranz-7001.php
[3]: Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), https://www.bzfe.de/
[4]: Histaminintoleranz: Allergisch auf Thunfischpizza, Thilo Girndt, Verband für Ernährung und Diätetik (VFED) aktuell Nr. 96
[5] Schnedl WJ et al., Histamine intolerance: a metabolic disease? Clinical and Translational Allergy, 2019.
[6] Maintz L, Novak N. Histamine and histamine intolerance. The American Journal of Clinical Nutrition, 2007.
[7] gesundheit.gv.at Histaminintoleranz https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/stoffwechsel/nahrungsmittelunvertraeglichkeit/histaminintoleranz.html
[8] Ernährung im Fokus https://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/en/histamine-intolerance-and-medication/
[9] leadingmedicine guide Histaminintoleranz https://www.leading-medicine-guide.com/de/erkrankungen/verletzungen/histaminintoleranz
[10] Medizinfo Histaminintoleranz: Diagnostik https://www.medizinfo.de/ernaehrung/nahrungsmittelunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz/histaminintoleranz_diagnostik.shtml
[11] Allgemeinarzt-digital Histaminintolerant: Ursachen, Diagnostik und Therapie https://allgemeinarzt.digital/medizin/histaminintoleranz-ursachen-diagnostik-und-therapie/
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