Akupunktur – Erkrankungen alternativ behandeln

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Zusammenfassung
Alternative Heilmethoden wie die Akupunktur werden immer häufiger angewendet. Akupunktur ist ein sehr altes chinesisches Heilverfahren, das meist ergänzend zur konventionellen Medizin zum Einsatz kommt. Sie wird daher zur Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) gezählt.
Sie bietet eine sehr sanfte Behandlungsmöglichkeit, mit der sich laut der Befürworter der TCM nahezu alle Erkrankungen therapieren lassen. Mithilfe von feinen, flexiblen Nadeln, die an bestimmten Stellen in die Haut gestochen werden, sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt und der allgemeine Gesundheitszustand der Patienten schnell wieder verbessert werden. Umfassende wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Akupunktur gibt es bislang jedoch nur in einigen wenigen Bereichen.
Was ist Akupunktur?
Akupunktur ist eine spezielle Therapieform, die Teil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und bereits über 3.000 Jahre alt ist. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass Erkrankungen mithilfe von feinen Nadeln behandelt werden. Diese Nadeln werden an bestimmten Punkten, den sogenannten Akupunkturpunkten, in die Haut gestochen, wodurch die Selbstheilungskräfte des Körpers stimuliert und der Heilungsprozess vorangetrieben werden sollen. Dabei steht bei der Akupunktur jedoch nicht die Therapie der jeweiligen Erkrankung im Vordergrund, sondern die Behandlung des Menschen. Experten sprechen daher von einem ganzheitlichen Behandlungskonzept. Das Besondere an der Akupunktur ist, dass, anders als bei der konventionellen Medizin, keine zusätzlichen Medikamente notwendig sind.
Wann führt man die Akupunktur durch?
Akupunktur ist Teil der sogenannten Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) und wird zumeist in Kombination beziehungsweise ergänzend zu konventionellen therapeutischen Verfahren angewendet. Die wissenschaftlich gesicherte Wirksamkeit ist bislang nur für einige Anwendungsbereiche belegt. Dazu zählen unter anderem:
- Die Vorbeugung von Migräne (Therapie in beschwerdefreien Phasen)
- Die Behandlung von Rücken- und Beckenschmerzen in der Schwangerschaft
- Die Behandlung von Rückenschmerzen im unteren Rücken und von Kniegelenkarthrose
Nach den Lehren der TCM ist Akupunktur aber zur Behandlung jeglicher Beschwerden geeignet. So kommt sie beispielsweise auch zur Anwendung bei:
- Spannungskopfschmerzen
- Rheumatischen Erkrankungen (z.B. Arthritis und Arthrose in der Schulter)
- Erkrankungen der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenvorfall)
- Nackenschmerzen
- neurologischen Störungen (z.B. Neuropathien)
- Psychischen und psychosomatischen Störungen wie Depression
- Übergewicht oder Adipositas
- Krebserkrankungen
- Schwangerschaftsbeschwerden (z.B. Übelkeit)
- Raucherentwöhnung
Es ist bislang jedoch nicht erwiesen, dass Akupunktur in diesen Bereichen tatsächlich wirksam ist. Die Akupunktur ist eine sogenannte Erfahrungsheilkunde. Sie stützt sich auf Erkenntnisse, die durch jahrelange Therapien und deren Erfolge gesammelt wurden. Experimentell erforscht ist sie nur in wenigen Bereichen, wobei In den letzten 30 Jahren die Anzahl an Studien zugenommen hat, welche die Wirkungsweise und Effektivität der Akupunktur in einzelnen Anwendungsbereichen zeigen.
Seit 2007 ist Akupunktur daher bei bestimmten Indikationen, insbesondere im Schmerzmanagement, als Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen zugelassen.
Da Akupunktur als medizinische Maßnahme gilt, darf sie nur von speziell ausgebildeten Personen durchgeführt werden. In Deutschland darf Akupunktur nur von entsprechend qualifiziertem medizinischem Personal durchgeführt werden – etwa von Personen mit ärztlicher Approbation oder einer heilpraktischen Zusatzausbildung.
Was wird bei der Akupunktur gemacht?
Der Begriff „Akupunktur“ heißt übersetzt „Nadelstechen“. Feine und biegsame Nadeln aus rostfreiem Stahl, auch Akupunkturnadeln genannt, werden je nach Behandlungsziel und Anwendungsbereich in die verschiedenen Akupunkturpunkte der Haut gestochen. Dabei kommen Nadeln unterschiedlicher Dicke und Länge zum Einsatz. In der Regel sind sie 10 bis 100 Millimeter lang. Bei dickerem Gewebe sind die Nadeln mitunter auch länger, während sie bei der Behandlung im Gesicht und am Hals eher kurz und sehr dünn sind.
Während einer Sitzung werden fünf bis 20 Nadeln vorsichtig in die Haut und das darunterliegende Gewebe gesetzt. Die Behandlung ist in der Regel schmerzfrei; manchmal ist zu Beginn ein kurzes „Stechen“ oder „Ziehen“ spürbar, das jedoch schnell wieder nachlässt.
Wo die Nadeln gesetzt werden, hängt von der jeweiligen Erkrankung ab. Für die Behandlung der verschiedenen Beschwerden gibt es jeweils dazugehörige Akupunkturpunkte, die entlang von sogenannten Meridianen verteilt liegen. In der TCM stehen die Meridiane für Bahnen, auf denen die Lebensenergie (im Chinesischen „Qi“ genannt) durch den Körper strömt. Es gibt insgesamt zwölf Hauptmeridiane („Jing Mai“) mit Verbindung zu bestimmten Organen und zwei Meridiane ohne konkrete Anbindung. Auf ihnen finden sich etwa 400 Akupunkturpunkte, die den verschiedenen Organen zugeordnet sind und teilweise sehr weit vom eigentlichen Wirkort entfernt liegen. Ein Punkt für den Dickdarm befindet sich beispielsweise an der Außenseite des Unterarms unterhalb des Ellenbogens. Bei Schmerzen in der Schulter liegt ein wichtiger Akupunkturpunkt am Unterschenkel entlang des Schienbeins zwischen Knie und Knöchel.
Wichtig zu wissen:
Die Nadeln verbleiben für die Dauer der Behandlung in der Haut. Am Ende jeder Akupunktur-Sitzung entfernt der Akupunkteur die einzelnen Nadeln vorsichtig wieder. Machen Sie dies niemals selbst, da sonst die Gefahr für Verletzungen besteht. Während der Behandlung kann es zu einem Wärmegefühl im Körper kommen.
Welche Formen der Akupunktur gibt es?
Je nachdem, wo Akupunktur am Körper angewendet wird, unterscheiden Akupunkteure verschiedene Varianten. Die Körper-Akupunktur kommt bei der Behandlung am gesamten Körper zum Einsatz. Akupunktur kann aber auch nur in bestimmten Bereichen wie dem Gesicht, insbesondere aber dem Ohr, erfolgen. Dann sprechen Akupunkteure von der Ohr-Akupunktur. In der Durchführung unterscheidet sich die Therapie selbst dabei nicht.
Es gibt auch Varianten der Akupunktur, die ohne Nadeln auskommen. Dazu zählt zum Beispiel die Elektro-Akupunktur, bei welcher der Arzt geringe elektrische Ströme einsetzt, die ebenso wie die Nadeln den Körper punktuell stimulieren. Eine vergleichbare Methode ist die Laser-Akupunktur, wobei es hier keine elektrischen Ströme sind, die den Körper anregen, sondern gebündeltes Laserlicht. Solche Spezialformen der Akupunktur kommen insbesondere für Personen infrage, denen die Vorstellung unangenehm ist, sich Nadeln setzen zu lassen oder bei denen die Gefahr besteht, dass sie sehr empfindlich auf die Behandlung reagieren.
Der Körper lässt sich aber auch mithilfe von Druckeinwirkungen und Massagen stimulieren. Diese Variante der Akupunktur bezeichnen Fachleute als Akupressur.
Eine weitere Form der Akupunktur ist die Moxibustion, bei der die Akupunkturpunkte mit erhitztem Moxakraut stimuliert werden. Möglich ist auch eine Kombination aus Nadeln und Moxakraut – die Aku-Moxi-Therapie.
Wie und wie lange wirkt Akupunktur?
Im Normalfall setzt sich eine Akupunktur-Behandlung aus mehreren Sitzungen zusammen – jede einzelne dauert zwischen zehn und 20 Minuten. Erfahrungsberichten zufolge, verspüren die meisten Patienten am Anfang, sobald die Nadeln gesetzt sind, ein Kribbeln, aufsteigende Wärme oder ein leichtes Taubheitsgefühl. Das ist normal und zeigt, dass die Behandlung beginnt zu wirken. Typisch ist auch, dass sich das Kribbeln im Verlauf der Behandlung über den Körper, vor allem entlang der Meridiane ausbreitet – in der TCM als „De-Qi“ bezeichnet.
Befürworter der TCM erklären die Wirkung der Akupunktur damit, dass sie den Energiefluss, der bei Krankheit in Dysbalance geraten ist, wieder in seine Bahnen lenkt. Dadurch werden die Prinzipien des Lebens – das „Yin“ und „Yang“ – wieder ausgeglichen, und die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützt.
Studien zeigen, dass Akupunktur auf mehreren Ebenen im Körper wirkt:
- Schmerzlinderung: Die Nadelreize regen die Ausschüttung körpereigener Schmerzmittel an – wie Endorphine und Serotonin.
- Nervensystem: Akupunktur beeinflusst das vegetative Nervensystem und kann eine beruhigende, regulierende Wirkung auf Herz, Kreislauf und Verdauung haben.
- Gehirnaktivität: Bildgebende Verfahren zeigen, dass bestimmte Hirnregionen bei der Behandlung aktiviert werden – etwa jene für Schmerzverarbeitung und emotionale Reaktion.
- Entzündungshemmung: Es gibt Hinweise darauf, dass Akupunktur entzündungsfördernde Botenstoffe hemmen kann.
- Ganzheitlicher Effekt: Viele positive Wirkungen entstehen durch das Zusammenspiel körperlicher Reize, innerer Aufmerksamkeit und Entspannung.
Wichtig: Die genaue Wirkweise ist noch nicht vollständig geklärt. Trotzdem zeigen viele Studien, dass Akupunktur – insbesondere bei chronischen Schmerzen – spürbare Effekte haben kann.
Einen ersten Effekt der Akupunktur spüren manche Patienten bereits wenige Minuten nach Beginn der Therapie. In anderen Fällen dauert es bis zu einige Wochen. Aber egal wie lange es dauert, viele Patienten profitieren von der Akupunktur, indem sie sich im Anschluss deutlich fitter und insgesamt wohler fühlen.
Wer übernimmt die Kosten für die Akupunktur?
Unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen viele Krankenkassen in Deutschland ganz oder teilweise die Kosten, die bei einer Akupunktur-Behandlung entstehen. Dies ist zum Beispiel bei anhaltenden (chronischen) Schmerzen des unteren Rückens (Lendenwirbelsäule) oder bei einer Arthrose im Kniegelenk (Gonarthrose) der Fall. “Anhaltend“ bedeutet in diesem Fall länger als ein halbes Jahr. Bei allen anderen Erkrankungen gestaltet sich die Kostenübernahme unterschiedlich. Die Ausgaben werden zudem nur übernommen, wenn die Therapie von Ärzten mit entsprechender Zusatzqualifikation durchgeführt wurde.
Ob Kosten übernommen werden oder nicht, liegt letztlich im Ermessen der Krankenkasse. Bietet sie Unterstützung bei der Bezahlung der Akupunktur an, leisten die Patienten entweder eine Zuzahlung und die Krankenkasse übernimmt den restlichen Betrag oder der gesamte Betrag ist durch die Krankenversicherung abgedeckt. Die Akupunktur wird bei einigen Krankenkassen als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) eingestuft. Das bedeutet, dass Betroffene die Kosten meist selbst tragen müssen.
Wenn die Krankenkasse die Akupunkturbehandlungen nicht bezahlt, eine solche Behandlung aber gewünscht ist, empfiehlt sich gegebenenfalls der Abschluss einer privaten Zusatzversicherung, die die Behandlungskosten übernimmt. Gegebenenfalls kann eine solche Therapie mit Verordnung von der Steuer abgesetzt werden.
Patienten haben im Rahmen der kassenärztlichen Versorgung in der Regel Anspruch auf bis zu zehn Sitzungen pro Krankheitsfall, die dann innerhalb von sechs Wochen erfolgen. Im Einzelfall werden auch zusätzliche Akupunktur-Behandlungen gewährt. Informieren Sie sich daher bei Ihrer Krankenkasse über mögliche Leistungen, bevor Sie mit der Behandlung beginnen.
Veröffentlicht am: 22.03.2023
Aktualisiert am: 18.08.2025
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Quellen
[1] Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.: Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer PatientInnen (Stand: 09.2021) https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Komplement%C3%A4r/Version_1/LL_Komplement%C3%A4r_Langversion_1.1.pdf
[2] AWMF online. S2k-Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): Rehabilitation sensomotorischer Störungen (Stand: 05.2020) https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-123l_S2k_Rehabilitation-von-sensomotorischen-_Stoerungen_2023-05.pdf
[3] AWMF online. Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL) der Bundesärztekammer, S3-Leitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (Stand: 2017) https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-007l_S3_Kreuzschmerz_2017-03-abgelaufen.pdf
[4] Bundesverband deutscher Internistinnen und Internisten: Naturheilkunde & Komplementärmedizin, https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/komplementaermedizin/was-ist-naturheilkunde/naturheilkunde-komplementaermedizin.html
[5] Hübner, J., et al.: Komplementär- und alternativmedizinische Angebote von Lehrpraxen für Allgemeinmedizin, Georg Thieme Verlag, 2021
[6] Patienteninformation der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA): Was sind Traditionell Chinesische Medizin und Akupunktur. https://www.daegfa.de/Themen/Patienteninfo/Was-sind-Traditionell-Chinesische-Medizin-und-Akupunktur
[7] Deutsche Gesellschaft für Akupunktur und Neuraltherapie e.V. (DGfAN): Akupunktur im EBM. https://www.dgfan.de/likecms.php?site=site.html&nav=33&siteid=33
[8] Van Hal, M., Dydyk, A.M., Green, M.S.: Acupuncture. in: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing 2022; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK532287/
[9] Verbraucherzentrale. Akupunktur: Wann zahlt die Kasse? https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/aerzte-und-kliniken/akupunktur-wann-zahlt-die-kasse-12462
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