Müdigkeit - Ursachen und Behandlung

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Wohl jeder kennt Müdigkeit am Abend oder nach körperlicher oder seelischer Anstrengung als Zeichen, dass Ruhe und Schlaf benötigt werden. Ist jedoch kein Grund für die Abgeschlagenheit erkennbar und dauert sie länger an, ist ein Arztbesuch zur Abklärung sinnvoll. Müdigkeit kann sowohl eine Begleiterscheinung von chronischen und seelischen Erkrankungen als auch von zahlreichen anderen Umständen sein. Dazu gehören zum Beispiel Blutarmut, Atemwegsinfekte, intensivmedizinische Behandlung, Schlafstörungen, Einnahme von Medikamenten oder Vergiftungen. In einem ersten Ansatz ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Betroffenem wichtig, um die Auslöser und damit eine geeignete Therapie zu finden. In einem nächsten Schritt stehen dann unter Umständen körperliche Untersuchungen an.
Wie äußert sich Müdigkeit?
Müdigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass der Betroffene schläfrig ist und das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung hat. Neben dem Verlangen nach Schlaf kann bei den Betroffenen Reizbarkeit auftreten. Oftmals nehmen Konzentrationsfähigkeit und Denkvermögen ab.
Zu unterscheiden ist der Begriff Fatigue. Dabei handelt es sich um eine starke, anhaltende geistige und körperliche Schwäche mit schneller Erschöpfung. Der Zustand steht in keinem Verhältnis zur vorangegangenen Belastung und lässt sich durch Erholung und Schlaf nicht wesentlich beheben.
Was verursacht Müdigkeit?
Naheliegende Gründe für Müdigkeit können Schlafmangel sowie starke körperliche oder seelische Belastungen sein. Müdigkeit kann jedoch auch Ursachen haben, die zunächst nicht offensichtlich sind – als unspezifisches Symptom im Rahmen von Erkrankungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten. Experten sprechen von einer ungeklärten und unverhältnismäßigen Müdigkeit, wenn der Auslöser nicht erkennbar ist, die Beschwerden länger andauern und durch entsprechende Therapien nicht zurückgehen.
Gründe für Müdigkeit können folgende Erkrankungen oder Umstände sein:
- Depression, Stress, Angststörung und psychosoziale Probleme
- Erkrankungen mit noch unvollständig geklärter Ursache wie prämenstruelles Syndrom, Spannungskopfschmerz, ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom)
- Bösartige Tumore, besonders im fortgeschrittenen Stadium
- Chronische Erkrankungen wie Herzschwäche, Multiple Sklerose, Parkinson-Syndrom, Nierenschwäche, Lebererkrankungen
- Blutarmut (Anämie) und Eisenmangel
- Durch Viren verursachte Atemwegsinfekte
- Intensivmedizinische Behandlung, Hirntrauma, Operationen (insbesondere am Bauch und Unterleib)
- Gestörter Schlaf, zum Beispiel durch Schichtdient oder durch Umwelteinflüsse (nächtlicher Lärm, hohe Temperaturen)
- Schlafapnoe-Syndrom: Atemaussetzer im Schlaf durch verschlossene Atemwege
- Nebenwirkung einer medikamentösen Therapie (unter anderem mit Antidepressiva, Mittel gegen Migräne, Neuroleptika)
- Suchtmittel wie Alkohol, sowohl bei Einnahme als auch beim Entzug
- Vergiftungen, beispielsweise vorübergehendes Einatmen von Kohlenmonoxid
Wann zum Arzt bei Müdigkeit?
Jedem Menschen ist das Gefühl der Schläfrigkeit bekannt. Es ist ein guter Hinweis unseres Körpers, wenn er eine Pause und Ruhe benötigt. Müdigkeit kann allerdings über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, ohne dass eine größere Anstrengung oder andere erkennbare Ursache vorliegt – und genug Schlaf und Ruhe keine Besserung bringt.
Wird die andauernde oder wiederkehrende Abgeschlagenheit zusätzlich zu einer starken Belastung für den Betroffenen, ist ein Besuch beim Hausarzt unausweichlich. Er bemüht sich, der Müdigkeit auf den Grund zu gehen.
Was macht der Arzt bei Müdigkeit?
In einem ausführlichen Gespräch erstellt der Hausarzt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) und notiert sich alle sonstigen Symptome, sofern noch weitere bestehen. Da die Gründe für Müdigkeit sehr vielfältig sein können, ist die Mithilfe des Betroffenen entscheidend. Ein offenes Gespräch über die Lebenssituation und eventuell damit zusammenhängende Probleme ist sehr hilfreich.
Folgende Themen sind für den Arzt von Interesse:
- Auftreten eines zuvor durchgemachten Infekts oder einer noch nicht diagnostizierten Krankheit
- Seelische Ursachen
- Einnahme von Medikamenten
- Schlafverhalten
- Entwicklung des Körpergewichts, Tabak- und Alkoholkonsum
- Umwelteinflüsse, insbesondere wenn Menschen im beruflichen oder privaten Umfeld ähnliche Beschwerden aufweisen
Je nach der individuellen Situation schließt sich an die Anamnese eine körperliche Untersuchung an. Eventuell sind weitere Untersuchungen bei Fachärzten angezeigt, um bestehende Verdachtsdiagnosen zu bestätigen oder auszuschließen.
Liegt eine Erkrankung als Grund für die Müdigkeit vor, schließt sich eine entsprechende Therapie an. Aufgrund der Vielzahl der Ursachen werden hier einige ausgewählte Beispiele vorgestellt, welche Maßnahmen der Arzt bei welcher Erkrankung ergreift:
- Psychische Erkrankungen: Verhaltenstherapie
- Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS): individuelles Anpassen der Belastung, bei der keine Überlastung auftritt (sogenanntes Pacing)
- Blutarmut durch Eisenmangel: Verabreichung von Eisenpräparaten
- Schilddrüsenunterfunktion: Einnahme künstlicher Schilddrüsenhormone
- Atemwegsinfekt: unterstützende Maßnahmen wie fiebersenkende Mittel, Schleimlöser, Nasentropfen
- Chronische Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Parkinson-Syndrom: entsprechende medikamentöse Therapie
- Schlafapnoe-Syndrom mit Atemaussetzern im Schlaf: Nasenmaske zur nächtlichen Überdruckbeatmung, bei zusätzlichem Übergewicht Gewichtsreduktion
Was können Sie selbst bei Müdigkeit tun?
Ist der Grund für die Müdigkeit noch nicht geklärt, kann es zunächst sinnvoll sein, seine Schlafgewohnheiten zu überdenken. Mitunter hilft es, den Nachtschlaf nach der inneren Uhr anzupassen. Diese berücksichtigt, ob jemand eher ein Frühaufsteher ist oder abends nochmal ein Aktivitätshoch hat. Manche schwören auf einen kurzen Mittagsschlaf, um wieder neue Energie zu erlangen. Bei der sogenannten Schlafhygiene werden schlaffördernd wirkende Verhaltensweisen eingehalten und Störreize wie Lärm oder Licht vermieden. Auch das kann den Schlaf verbessern.
Nehmen Betroffene wegen einer Grunderkrankung regelmäßig Medikamente ein, ist ärztlich abzuklären, ob die Arznei Auslöser der Müdigkeit sein kann. Möglicherweise lässt sich das ermüdend wirkende Präparat durch eine Alternative ersetzen.
Unter Umständen kann moderater Sport helfen, den Kreislauf von Müdigkeit, Inaktivität und daraus resultierender Müdigkeit zu durchbrechen. Der Nutzen von körperlicher Aktivität konnte unter anderem bei Schlafstörungen und Depression nachgewiesen werden. Liegt eine Grunderkrankung vor, sollten Betroffene ihr angestrebtes Aktivitätslevel jedoch mit dem behandelnden Arzt besprechen. Insbesondere bei der Erkrankung ME/CFS führt bereits leichter Sport je nach Schweregrad zu einer Verschlimmerung der Symptome. Hier ist das erwähnte Pacing, also individuelle Anpassen der Belastung, entscheidend.
Veröffentlicht am: 14.07.2025
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Quellen
[1] Baum, E. et al. DEAGAM Patienteninformation Müdigkeit. 2017. Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-002p-a4_S3_Muedigkeit_2020-07.pdf
[2] Baum, E. et al. S3-Leitlinie Müdigkeit. 2022. Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-002l_S3_Muedigkeit_2023-01_01.pdf
[3] Deximed. Hausarztwissen online. Chronisches Erschöpfungssyndrom. https://deximed.de/home/klinische-themen/neurologie/patienteninformationen/verschiedene-krankheiten/erschoepfungssyndrom-chronisches
[4] Deximed. Hausarztwissen online. Müdigkeit und Abgeschlagenheit. https://deximed.de/home/klinische-themen/endokrinologie-stoffwechsel/patienteninformationen/was-kann-das-sein/muedigkeit-und-kraftlosigkeit
[5] Neurologen und Psychiater im Netz: Müdigkeit als Dauerzustand – das Chronische Erschöpfungssyndrom. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/news-archiv/artikel/muedigkeit-als-dauerzustand-das-chronisches-erschoepfungssyndrom/
[6] Pschyrembel.online. Atemwegsinfektion. https://www.pschyrembel.de/Atemwegsinfektion/
[7] Pschyrembel.online. Anämie. https://www.pschyrembel.de/Anämie/
[8] Pschyrembel.online. Müdigkeit. https://www.pschyrembel.de/Müdigkeit/
[9] Pschyrembel.online. Postexertionelle Malaise (PEM). https://www.pschyrembel.de/Postexertionelle Malaise/
[10] Pschyrembel.online. Schilddrüsenunterfunktion https://www.pschyrembel.de/Schilddrüsenunterfunktion/
[11] Pschyrembel.online. Schlafapnoesyndrom (SAS). https://www.pschyrembel.de/Schlafapnoe/
[12] Pschyrembel.online. Schlafhygiene. https://www.pschyrembel.de/Schlafhygiene/