Lymphknoten - Funktion und Krankheiten

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Die Lymphknoten sind Teil unseres Immunsystems. Sie sind über den gesamten Körper verteilt und filtern die Gewebsflüssigkeit (Lymphe) nach krankmachenden Keimen und anderen schädlichen Stoffen und machen diese unschädlich. Schwellen die Lymphknoten an, dann ist dies ein Zeichen für eine aktive Immunabwehr, die von Symptomen eines grippalen Infektes begleitet sein kann. Aber auch ernstere Ursachen wie eine Krebserkrankung können eine Schwellung verursachen. Neuere Forschungen zeigen, dass auch Impfungen wie die gegen COVID-19 vorübergehend zu Lymphknotenschwellungen führen können.
Was sind Lymphknoten?
Die Lymphknoten (Nodus lymphoideus) sind wenige Millimeter groß, bohnenförmig und von einer festen Kollagenschicht umgeben. Sie haben Zu- und Abflüsse für Blut und Gewebswasser (Lymphe) und sind damit in beide Kreisläufe eingebaut. Zudem befinden sich in den Lymphknoten die Zellen der Immunabwehr: die B- und T-Lymphozyten. Neuere Studien zeigen, dass Lymphknoten nicht nur passive Filterstationen sind, sondern als zentrale „Immunbildungsstätten“ fungieren. Dort lernen Immunzellen, Erreger zu erkennen, entwickeln sich weiter und bilden Gedächtniszellen für eine schnellere Immunantwort bei erneuter Infektion.
Die Lymphknoten gehören – genau wie das Knochenmark, die Milz, die Mandeln und der Blinddarm – zum sogenannten lymphatischen System. Dieses ist ein wichtiger Teil unseres Immunsystems, das den Körper vor Krankheitserregern schützt.
Forscher untersuchen derzeit intensiv, wie das Zusammenspiel zwischen den Darmbakterien (der sogenannten Darmflora) und den Abwehrzellen in den Lymphknoten funktioniert. Dabei zeigt sich, dass auch Umweltfaktoren und unsere Ernährung einen großen Einfluss auf das Immunsystem haben können.
Wo befinden sich die Lymphknoten?

Die etwa 600 Lymphknoten, die über das Lymphsystem miteinander vernetzt sind, verteilen sich in Gruppen oder Ketten über den gesamten Körper. Sie befinden sich beispielsweise im Achsel- und Lendenbereich, in der Nähe der Organe im Bauch- und Beckenraum sowie in den Kniekehlen. Etwa die Hälfte der Lymphknoten liegt im Kopf-Hals-Bereich.
Was machen Lymphknoten?
Die Abwehrzellen in den Lymphknoten machen Bakterien, Viren sowie virusinfizierte und bösartig entartete Zellen unschädlich und bauen sie ab, sobald sie diese in der durchfließenden Lymphe entdecken. So fungieren die Lymphknoten als Filterstationen und übernehmen damit eine wichtige Funktion im Rahmen der Immunabwehr. Die Lymphknoten reinigen die Lymphe der nächstgelegenen Organe oder einer bestimmten Körperregion.
Als Wächterlymphknoten (auch Sentinel-Lymphknoten) bezeichnet man den ersten Lymphknoten im Lymphabflussgebiet eines Tumors oder Organs. Im Rahmen der Krebsdiagnose spielen diese Lymphknoten eine besondere Rolle, da sie gezielt auf Tumorzellen untersucht werden. Werden Krebszellen im Wächterlymphknoten gefunden, deutet dies darauf hin, dass sich Tumorzellen möglicherweise bereits in anderen Körperregionen ausgebreitet haben. Mit modernen molekularen Techniken können Tumorzellen in Sentinel-Lymphknoten sehr präzise nachgewiesen werden, was zu einer Verbesserung der Krebsdiagnostik und anschließenden Therapie führen kann.
Wann kommt es zu geschwollenen Lymphknoten?
Schwellen die Lymphknoten an, ist dies ein Zeichen für eine aktive Immunabwehr. Ursache dafür kann eine harmlose, durch Bakterien oder Viren ausgelöste, Entzündung sein. In der Regel nimmt die Schwellung der betroffenen Lymphknoten ab, sobald die Entzündung abgeklungen und damit die Erkrankung überstanden ist. Auch Impfungen, insbesondere gegen COVID-19, können vorübergehend Lymphknotenschwellungen auslösen, was bei der klinischen Beurteilung berücksichtigt werden sollte.
Die Lage des angeschwollenen Lymphknotens lässt auf den Eintrittsort des Erregers und das betroffene Organ schließen. Bei einem grippalen Infekt gelangen die Erreger über die Schleimhäute von Mund und Nase in den Körper. Daher sind in dem Fall meist die Mandeln und die Lymphknoten im Hals-Kopfbereich betroffen, zusätzlich kommt es dann auch zu Symptomen wie
- laufender Nase (Rhinitis),
- Abgeschlagenheit,
- Fieber,
- Halsschmerzen.
Auch bei zahlreichen anderen Infektionen mit Bakterien und Viren können die Lymphknoten anschwellen:
- Zahnfleischentzündung (Gingivitis): Diese ist meist die Folge einer unzureichenden Mundhygiene. Regelmäßiges Putzen der Zähne und der Zahnzwischenräume mit Zahnseide verhindert, dass sich ein Bakterienfilm über den Zähnen und am Zahnfleischrand ausbreitet.
- Mandelentzündung (Tonsillitis): Viren, seltener auch Bakterien, führen zu einer Rachenentzündung, die sich häufig auch auf die Mandeln ausbreitet. Neben Halsschmerzen, einem Gefühl der Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Fieber schwellen auch die Halslymphknoten an. Dies führt zu Schluckbeschwerden.
- Scharlach (Scarlatina): Diese Erkrankung tritt meist im Zusammenhang mit einer Mandelentzündung auf. Durch diese bakterielle Infektion schwellen die Lymphknoten im Halsbereich schmerzhaft an und führen so zu Schluckbeschwerden. Zudem nimmt die Zunge eine charakteristische Farbe an.
- Syphilis: Eine sexuell übertragbare Erkrankung, die heute dank moderner Diagnostik und Behandlung meist früh erkannt und gut behandelt werden kann. Im ersten Stadium sind oft die Lymphknoten in der Leiste geschwollen. Später kann es zu einer allgemeinen Lymphknotenschwellung, Fieber, Abgeschlagenheit und Hautausschlägen kommen.
- Pfeiffersches Drüsenfieber: Auch hier kommt es zu einer allgemeinen Lymphknotenschwellung, weil das Epstein-Barr-Virus die B-Lymphozyten in den Lymphknoten angreift. Weitere Symptome sind unter anderem meist eine vergrößerte Milz sowie Mandeln, begleitet von Fieber, einem entzündeten Rachen und ausgeprägter Abgeschlagenheit.
Nicht immer ist eine Lymphknotenschwellung die Abwehrreaktion gegenüber eingedrungenen Keimen. Die Lymphknoten schwellen auch bei verschiedenen bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems an. Dann ist von einem Lymphom die Rede, wenn die Lymphozyten im Lymphknoten unkontrolliert wachsen und sich vermehren. Unterschieden werden dabei drei Arten von Lymphomen:
- Hodgkin-Lymphome (Morbus-Hodgkin)
- Non-Hodgkin-Lymphome (Oberbegriff für ca. 30 verschiedenen Lymphomarten)
- Multiple Myelome (Dabei handelt es sich um eine Krebserkrankung der Plasmazellen im Knochenmark, die eng mit dem lymphatischen System zusammenhängt, aber eine eigene Krankheit ist.)
Typische Symptome sind hier
- Fieber
- Starker Nachtschweiß
- ungewollter Gewichtsverlust
Abhängig davon, in welchem Gewebe oder Organ sich die Lymphomzellen befinden, kommen weitere Symptome hinzu, wie zum Beispiel
- Husten oder Atembeschwerden,
- Bauchschmerzen, die von Verdauungsschmerzen begleitet werden, sowie
- Knochen- und Gelenkschmerzen.
Wie werden geschwollenen Lymphknoten behandelt?
Oft gehen geschwollene Lymphknoten mit weiteren Beschwerden wie einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Fieber oder Schmerzen sowie Nachtschweiß oder Gewichtsverlust einher. Nach Beschwerden dieser Art erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin im Patientengespräch. Diesem folgt meist die körperliche Untersuchung. Dabei hört der Arzt oder die Ärztin die Lungen und die Bronchien ab, kontrolliert den Rachen und tastet die Lymphknoten in dem Bereich ab, in dem die Beschwerden vorliegen. Bei Verdacht auf einen grippalen Infekt sind das in erster Linie die Lymphknoten entlang des Halses und Kiefers. Besteht der Verdacht auf eine bösartige Erkrankung oder unklare Befunde, können moderne bildgebende Verfahren wie MRT oder CT sowie molekulare Diagnostik eingesetzt werden. Auch die Gewebeentnahme (Biopsie) spielt eine zentrale Rolle.
Oft reicht diese Untersuchung aus, um festzustellen, welches Organ von der Infektion betroffen ist und entsprechende Medikamente zu verschreiben oder Maßnahmen wie Bettruhe zu verordnen.
Geschwollene Lymphknoten: Manchmal steckt etwas Ernstes dahinter
Entdecken Sie einen angeschwollenen Lymphknoten, obwohl Sie sich gesund fühlen, und können Sie ihn beispielsweise nur unter der rechten Achsel, aber nicht auch unter der linken ertasten, dann ist es ratsam, ihn ärztlich untersuchen zu lassen. Das gilt besonders, wenn er ohne erkennbaren Grund, wie beispielsweise einen (vorangegangenen) grippalen Infekt oder eine Wunde in der Nähe des Lymphknotens, seit mehreren Wochen besteht. Hier könnte eine bösartige Erkrankung wie ein Lymphom, aber möglicherweise auch Brust- oder Prostatakrebs dahinterstecken.
Weiterführende Untersuchungen: Besteht der Verdacht auf Krebs, kommen weitere Diagnosemethoden infrage, wie beispielsweise die Blutabnahme oder bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz (MRT)- oder Computertomografie (CT). Mit beiden Geräten lässt sich feststellen, welche Organe betroffen sind und wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Auch eine Gewebeentnahme (Biopsie) aus dem Lymphknoten verschafft Klarheit darüber, was die Schwellung verursacht.
Was können Sie bei geschwollenen Lymphknoten selbst tun?
Sind Ihre Lymphknoten geschwollen und haben Sie das Gefühl, erkältet zu sein, ist es wichtig, dass Sie sich warmhalten und schonen. Kommen weitere Symptome wie Fieber, Hals- und Gliederschmerzen oder Husten hinzu, kann eine ärztliche Untersuchung sinnvoll sein; möglicherweise sind Bakterien Grund der Infektion und ein Antibiotikum ist erforderlich.
Veröffentlicht am: 22.03.2023
Letzte Aktualisierung: 23.07.2025
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Quellen
[1] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Scharlach. https://www.gesundheitsinformation.de/scharlach.html
[2] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Mandelentzündung. https://www.gesundheitsinformation.de/mandelentzuendung.html
[3] AMBOSS.de. Syphilis. https://www.amboss.com/de/wissen/Syphilis
[4] PraktischArzt.de. Pfeiffersches Drüsenfieber: Symptome – Ansteckung – Was tun? https://www.praktischarzt.de/krankheiten/pfeiffersches-druesenfieber/
[5] Krebsinformationsdienst.de Lymphome: Hodgkin, Non-Hodgkin, Multiples Myelom. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lymphome/index.php
[6] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Welche Organe gehören zum Immunsystem? https://www.gesundheitsinformation.de/welche-organe-gehoeren-zum-immunsystem.html
[7] AMBOSS.de. Lymphknoten. https://www.amboss.com/de/wissen/Lymphknoten
[8] AMBOSS.de. Lymphatisches System. https://www.amboss.com/de/wissen/Lymphatisches_System
[9} Mueller, S.N., & Germain, R.N. (2009). "Stromal Cell Contributions to the Homeostasis and Function of Lymphoid Tissues." Annual Review of Immunology, 27, 29–59. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2785037/
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[12] Viale, G., et al. (2018). "Molecular profiling of sentinel lymph nodes in cancer diagnosis." Nature Re-views Clinical Oncology, 15(12), 759–773.
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