Mukoviszidose - Ursachen, Symptome und Behandlung
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Zusammenfassung
Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit, die meist bereits im Säuglingsalter auffällt und die Funktion von Lunge, Leber Galle, Bauchspeicheldrüse und Darm durch verstärkte Schleimbildung beeinträchtigt. Sie muss ein Leben lang behandelt werden.
Was ist Mukoviszidose?
Bei Mukoviszidose, auch cystische Fibrose (CF) genannt, handelt es sich um eine angeborene und vererbte schwere Stoffwechselkrankheit. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass Körperflüssigkeiten wie Speichel, Bronchialschleim und andere Sekrete zäher und schleimiger sind als bei gesunden Menschen und sich im Körper ansammeln. Lebensbedrohlich wird es, wenn sich im festsitzenden Schleim der Atemwege Bakterien, Pilze und Viren ansiedeln und so Lungenentzündungen und Infektionen auslösen.
Die Mukoviszidose beeinträchtigt die Funktion verschiedener Organe, davon betroffen sind vor allem
- die Lunge
- die Leber
- die Galle
- die Bauchspeicheldrüse
- den Darm
- die Fortpflanzungsorgane
Früher galt Mukoviszidose als eine Kinderkrankheit, da Betroffene selten das 18. Lebensjahr erreichten. Dies hat sich in den letzten 20 Jahren jedoch geändert und der Anteil an Erwachsenen mit Mukoviszidose hat aufgrund der verbesserten Diagnostik und Therapie zu-genommen.
Ein heute geborenes Kind, das die Diagnose Mukoviszidose erhält, erreicht nun im Durchschnitt ein Alter von 55 Jahren.
Autosomal-rezessiv vererbt, sind dabei männliche wie weibliche Babys gleich häufig von der Mukoviszidose betroffen. Zudem muss dieser Defekt von beiden Elternteilen vererbt werden, damit die Erkrankung ausbricht.
Durch die fortschreitende Erkrankung, bei der sich die Stoffwechselvorgänge immer weiter verschlechtern, können Folgeerkrankungen auftreten, darunter Diabetes, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Osteoporose, Leberkomplikationen oder auch Störungen der Fruchtbarkeit.
Ein Gendefekt – Die Ursache von Mukoviszidose
Der Mukoviszidose liegt ein Defekt des CFTR-Gens (CFTR = Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) auf dem 7. Chromosom zugrunde. Auf diesem ist der Bauplan für einen Ionenkanal gespeichert, der Chlorid- und Bikarbonat-Ionen aus den Schleimhautzellen, zum Beispiel auf den Bronchien, hinausbefördert. Ist der Mensch gesund, verbinden sich die ausgeströmten Chlorid-Ionen außerhalb der Zellen mit Natrium-Ionen zu Kochsalz (Natrium-Chlorid, NaCl). Um außerhalb der Zelle eine höhere Salzkonzentration als innerhalb der Zelle zu vermeiden, strömt Wasser aus dem Kanal und hält somit auch die Zelloberflächen feucht. Ist das CFTR-Gen defekt, findet dieser Ausgleich nicht statt. In der Folge bildet sich zäher Schleim, der verklumpt und so nur noch schwer abzutransportieren ist. Damit verstopft er die fein geästelten Bronchien sowie die Gänge der Bauchspeicheldrüse, Leber und Galle und beeinträchtig so die Funktion der Atemwege und Verdauungsorgane.
Was sind die typischen Symptome bei Mukoviszidose?
Der mangelhafte Abtransport des zähen Schleims führt bei Mukoviszidose-Betroffenen zu verschiedenen Symptomen. Diese treten meist bereits im ersten Lebensjahr auf.
Symptome der Lunge
- starke Schleimproduktion
- chronischer Husten, der anhält
- pfeifende Atemgeräusche
- häufige Lungenentzündungen
- chronische Nasen-Nebenhöhlenentzündung
- Trommelschlegelfinger (Dabei sind die Endglieder der Finger rundlich vergrößert und verdickt)
- Atemnot
Da bei Mukoviszidose der zähe Schleim verhindert, dass Verdauungsenzyme aus Bauchspeicheldrüse und Leber zu ihrem Wirkort gelangen, kommt es auch zu Funktionsstörungen im Verdauungstrakt. Betroffene können die Nährstoffe aus Nahrungsmitteln nicht so gut wie gesunde Menschen aufnehmen, wodurch das Wachstum beeinträchtigt sein kann. Daher spielen im alltäglichen Umgang mit dieser Erkrankung Nahrungsergänzungsmittel eine tragende Rolle.
Die Symptome eines gestörten Verdauungstraktes bei Mukoviszidose sind:
- hartnäckige Durchfälle
- übelriechender, fettiger Stuhl
- Blähungen, Bauchschmerzen
- Starkes Untergewicht
- Wachstumsverzögerungen bei Säuglingen und Kleinkindern
- Nahrung kann weniger gut verdaut werden
- Seltener Darmverschluss
Weitere Symptome sind auf den gestörten Elektrolythaushalt zurückzuführen, da über den Schweiß viel Salz verloren geht:
- Schwindel
- Verwirrung
- Durst
- Kopfschmerzen
- Muskelkrämpfe
- Muskelzittern
- Muskelschwäche
Die Beschwerden und der Krankheitsverlauf unterscheiden sich oft von Patient zu Patient. Zwar liegt bei allen der gleiche Gen-Defekt vor, doch sogenannte Modifier-Gene sorgen für eine unterschiedliche Ausprägung dieses Defekts und der Schwere der Erkrankung.
Wie stellt der Arzt eine Mukoviszidose fest?
Obwohl es sich bei Mukoviszidose um eine Erbkrankheit handelt, die somit bereits von Geburt an besteht, wurde sie früher erst spät diagnostiziert. Erste Hinweise darauf, dass ein neugeborenes Kind an dieser Stoffwechselerkrankung leiden könnte, liefern bestehende Mukoviszidose-Erkrankungen in der Familie.
Ein Mukoviszidose-Verdacht lässt sich in Deutschland seit 2016 im Rahmen des üblichen Neugeborenen-Screenings erhärten. Für das Screening wird in den ersten Lebenstagen ein Tröpfchen Blut aus der Ferse des Neugeborenen entnommen, das für alle Tests ausreicht. Fällt das Screening auf Mukoviszidose positiv aus, lässt sich die Funktionsstörung des CRFT-Gens durch verschiedene Untersuchungen bestätigen:
- Schweißtest: Ist der Salzgehalt im Schweiß hoch, ist dies ein Hinweis auf die Mukoviszidose. Er wird zwischen dem 3. und 14. Lebenstag durchgeführt. Werte über 60 mmol/l bestätigen den Verdacht
- elektrophysiologische Untersuchungen wie die nasale Potentialdifferenzmessung (NPD) oder die intestinale Kurzschlussstrommessung (ICM).
- Ist der Schweißtest mehrmals unklar, wird ein Nachweis von zwei Mutationen in den CFTR-Genen durchgeführt. Hierfür benötigt der Arzt eine Blutprobe.
Als gesichert gilt die Diagnose der Stoffwechselerkrankung, wenn der Defekt des CRFT-Gens nachgewiesen und eines der folgenden Kriterien zusätzlich erfüllt ist:
- bei mindestens einem klinischen Hinweis auf Mukoviszidose (verstärktes Durstgefühl, hartnäckiger Durchfall)
- wenn Geschwister unter Mukoviszidose leiden
- das Neugeborenen-Screening positiv ausfällt
Wie behandelt der Arzt eine Mukoviszidose?
Mukoviszidose ist eine fortschreitende Erkrankung. Ein zeitiger Nachweis ermöglicht es frühzeitig eine angemessene Behandlung zu starten, bei konsequenter Durchführung die Lebenserwartung zu erhöhen und von Anfang an mit der Erkrankung leben zu lernen.
Die Behandlung besteht aus einer Kombination aus Physiotherapie, Ernährungstherapie, Medikamenten und Inhalationen. Zusätzlich hinzu kommt die psychosoziale Beratung, da Mukoviszidose-Patienten mittlerweile ein höheres Lebensalter erreichen. Damit stellen sich im Verlauf des Lebens Fragen zu Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitsplatz oder zur Lebens- und Familienplanung.
Medikamente: In Deutschland lassen sich verschiedene Medikamente einsetzen, deren Wirksamkeit vom Mutationstyp abhängig ist.
Symptomatische Behandlung:
Inhalationen mit schleimlösenden oder bronchienerweiternden Wirkstoffen erleichtern das Abhusten des Schleims und das Atmen. Über diesen Weg wirken auch hinzugefügte Antibiotika oder Entzündungshemmer direkt in der Lunge. Die Lungenfunktion lässt sich durch Atemphysiologie mit Atemgymnastik und Atemtherapiegeräten verbessern. Regelmäßiges und individuell abgestimmtes körperliches Training steigern die generelle Leistungsfähigkeit von Herz und Lunge, die im Verlauf der Erkrankung immer stärker belastet werden. Ist die Krankheit fortgeschritten, kann Sauerstoff zum Einsatz kommen und ein Herzmedikament nötig sein. Bei einer stark geschädigten Lunge kommt eine Lungentransplantation in Betracht.
Ernährung:
Um die verringerte Nährstoff- und Kalorienaufnahme aufzufangen, muss die Nahrung reich an Kalorien und den fettlöslichen Vitaminen A, D, K und E sein. Zusätzlich zugeführte Verdauungsenzyme erleichtern es, die aufgenommene Nahrung zu verwerten.
Was können Sie selbst bei einer Mukoviszidose tun?
Mukoviszidose ist eine Erkrankung, die Sie das ganze Leben begleiten wird. Die konsequente Therapieeinhaltung ist wichtig um die Lebensqualität zu erhalten. Selbsthilfegruppen und das vertrauensvolle Gespräch mit einem Psychologen vereinfachen den Umgang mit der Erkrankung und unterstützen bei der alltäglichen Lebensgestaltung.
Veröffentlicht am: 08.03.2022
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