Herzmuskelentzündung: Symptome & Behandlung

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Die Herzmuskelentzündung, in der Fachsprache auch Myokarditis genannt, ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels. Auslöser der Erkrankung stellen eine Vielzahl von infektiösen und nicht-infektiösen Faktoren dar. Ihre Symptome ähneln einer grippalen Infektion und sind häufig schwer zu erkennen.
Während einer akuten Herzmuskelentzündung ist strikte Bettruhe und körperliche Schonung wichtig. Wird dies eingehalten, heilt die Herzmuskelentzündung meist von selbst und ohne Folgen aus. In schweren Fällen besteht jedoch auch die Gefahr einer chronischen Herz-schwäche und eines plötzlichen Herztodes.
Was ist eine Herzmuskelentzündung?
Eine Herzmuskelentzündung ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels, die eine Fehlfunktion der Herzmuskulatur zu Folge haben kann. Die Ursachen einer Herzmuskelentzündung sind vielfältig, in den meisten Fällen steckt jedoch eine Infektion mit Viren oder Bakterien dahinter. Neueste Studien zeigen, dass die Immunzellprofile und Krankheitsmechanismen je nach Ursache variieren. Besonders bei COVID-19- oder Impfstoff-assoziierter Myokarditis lassen sich spezifische Entzündungsmuster nachweisen, was zukünftig gezieltere Therapien ermöglichen könnte.
Eine akute Herzmuskelentzündung tritt plötzlich auf und heilt in 70 % der Fälle von selbst und folgenlos wieder aus. In seltenen Fällen kann sie sich jedoch auch schleichend zu einer chronischen Erkrankung entwickeln.
Die Myokarditis kann Menschen jeden Alters betreffen, auch junge, zuvor herzgesunde Personen sind nicht ausgeschlossen. Besonders bei jungen Betroffenen bleibt die Erkrankung häufig unbemerkt, da sie oft nur milde oder keine deutlichen Symptome verursacht. Wird in dieser Zeit nicht ausreichend geschont, können schwerwiegende Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder eine dauerhafte Herzschwäche entstehen. Deshalb ist es wichtig, dass virale und bakterielle Infektionen vollständig ausgeheilt werden und sich die Patienten während der Erkrankung ausreichend schonen.
Was sind Symptome einer Herzmuskelentzündung?

Die akute Herzmuskelentzündung verläuft meist ohne erkennbare spezifische Symptome. Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen und erfahren grippeähnliche Symptome, die jedoch häufig nicht auf das Herz bezogen werden. Schmerzen beim Einatmen sowie Herzstolpern können einen ersten Hinweis auf die Erkrankung liefern. Insbesondere dann, wenn diese auch noch Wochen nach einer Infektion auftreten.
Kommt es aufgrund einer Herzmuskelentzündung zu einer Fehlfunktion der Herzmuskulatur, beeinflusst dies die Pumpleistung des Herzens und löst eine mangelhafte Sauerstoff-Versorgung aus, die sich durch folgende Anzeichen bemerkbar macht:
- Kurzatmigkeit
- Rasche Ermüdbarkeit
- Anhaltende Abgeschlagenheit
- Anfallsartige Brustschmerzen (Angina Pectoris)
- Herzrhythmusstörungen
- Wassereinlagerungen in den Beinen
- In schweren Fällen: Kreislaufversagen und plötzlicher Herztod
Heilt die akute Herzmuskelentzündung nicht aus, geht sie in eine chronische Erkrankung über. Die mögliche Folge stellt eine lebenslange Herzschwäche dar. Diese ist ebenfalls durch unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Leistungsminderung und Gewichtsabnahme gekennzeichnet.
Wie entsteht eine Herzmuskelentzündung?
Häufig ist eine Infektion mit Viren oder Bakterien die Ursache einer Herzmuskelentzündung. Neben diesen infektiösen Auslösern gibt es jedoch auch eine Vielzahl nicht-infektiöser Ursachen. Im Rahmen des rheumatischen Fiebers kann es zwei bis drei Wochen nach einer Entzündung des Rachenraumes zu Entzündungen des Herzens, der Haut oder Gelenke kommen. Zudem stellen eine Anzahl von Autoimmunerkrankungen, die als Kollagenosen bezeichnet werden, eine weitere Ursache für die Herzmuskelentzündung dar.
Seltener tritt eine Herzmuskelentzündung als Folge von Bestrahlung oder Chemotherapie auf, die zur Behandlung von schnell wachsenden Tumoren angewendet werden. Daneben kann auch übermäßiger Alkoholkonsum zu einer Herzmuskelentzündung führen.
Aktuelle Forschungen haben zudem genetische Risikofaktoren entdeckt, die besonders bei Impfstoff-assoziierter Myokarditis eine Rolle spielen. Außerdem wurde der Immunzellrezeptor GPR15 als wichtiger Faktor bei der Virusbekämpfung im Herzmuskel identifiziert. Das eröffnet neue Therapieansätze.
Wie wird eine Herzmuskelentzündung erkannt?
Eine Herzmuskelentzündung äußert sich häufig durch unspezifische grippale Symptome, weshalb sie oft über einen längeren Zeitraum unbemerkt bleibt. Betroffene nehmen die Erkrankung meist nicht wahr. Zur Diagnosestellung beginnt der Arzt oder die Ärztin mit einer ausführlichen Befragung des Patienten oder der Patientin zur Vorgeschichte und den aktuellen Beschwerden (Anamnese). Anschließend erfolgt häufig das Abhören des Herzens mittels Stethoskop, um Auffälligkeiten wie veränderte Herztöne oder Geräusche zu erkennen.
Besteht der Verdacht auf eine Myokarditis, wird ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. Dieses zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf und ermöglicht es, Auffälligkeiten im Herzrhythmus sowie Funktionsstörungen zu identifizieren. Mit Hilfe des EKGs können verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen voneinander unterschieden werden.
Zur genaueren Beurteilung der Herzfunktion kommt bildgebende Diagnostik zum Einsatz. Die Echokardiografie (Herzultraschall) liefert detaillierte Informationen zur Pumpfunktion des Herzens und kann zudem eine Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) nachweisen. Letztere ist eine mögliche Komplikation einer Myokarditis und kann lebensbedrohlich sein.
Zur Beurteilung des Ausmaßes und der Lokalisation der Entzündung wird häufig auch die Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens eingesetzt. Diese Methode liefert hochauflösende Bilder des Herzmuskelgewebes und unterstützt die Diagnosestellung.
Neuere Untersuchungsmethoden erforschen darüber hinaus spezifische Biomarker und Immunzellprofile, um verschiedene Myokarditis-Formen besser differenzieren zu können.
Ergänzend werden verschiedene Laboruntersuchungen durchgeführt. Typischerweise zeigen sich im Blut erhöhte Werte herzmuskeltypischer Enzyme, die auf Gewebeschäden hinweisen. Zudem kann durch mikrobiologische Blutuntersuchungen der Erreger der Infektion identifiziert werden.
Wie wird eine Herzmuskelentzündung behandelt?
Steht die Diagnose einer Herzmuskelentzündung fest, ist eine konsequente körperliche Schonung essenziell. So können langfristige Schäden am Herzen oder ein plötzlicher Herztod infolge körperlicher Belastung vermieden werden. In schweren Fällen kann eine stationäre Überwachung der Herzfunktion erforderlich sein. Liegt der Erkrankung eine virale oder bakterielle Infektion zugrunde, wird gegebenenfalls eine gezielte antivirale oder antibiotische Therapie eingeleitet. Bei Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder eingeschränkter Pumpfunktion kommen zusätzlich Medikamente zum Einsatz, um das Herz zu entlasten und zu stabilisieren.
Die Nachsorge spielt eine zentrale Rolle im Genesungsverlauf. In der Regel erfolgt sie etwa drei Monate nach Therapiebeginn mittels EKG und/oder Echokardiografie. Bestehen keine Auffälligkeiten mehr, können Betroffene schrittweise und unter ärztlicher Kontrolle wieder mit sportlicher Aktivität beginnen – idealerweise unter professioneller Anleitung und individueller Belastungsanpassung.
Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist die strukturierte Nachsorge wichtig. Neue Leitlinien empfehlen eine altersgerechte Risikobewertung und individuell angepasste Therapiekonzepte, um Spätfolgen zu vermeiden.
Was können Sie selbst bei einer Herzmuskelentzündung tun?
In der akuten Phase der Erkrankung ist eine strikte Schonung zwingend- erforderlich, da lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen häufig und unvorhersehbar auftreten. Diese Risiken werden oftmals unterschätzt, gelten jedoch als mögliche Ursache bei bis zu 10 % der plötzlichen Todesfälle junger Menschen ohne Vorerkrankungen. Deshalb sollte bei anhaltender Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Leistungsschwäche - insbesondere einige Wochen nach einem Infekt - ärztlicher Rat eingeholt werden. Wird die notwendige Bettruhe eingehalten, ist in den meisten Fällen eine folgenlose Ausheilung der Erkrankung möglich.
Um einer Herzmuskelentzündung vorzubeugen, ist es wichtig grippale Infekte vollständig auszukurieren und dem Körper nach einer Erkrankung ausreichend Zeit zur Erholung zu geben.
Für Menschen, die unter den psychischen Belastungen einer chronischen Herzmuskelentzündung leiden, können Selbsthilfegruppen eine wertvolle Unterstützung bieten. Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft, die Krankheit besser zu bewältigen und stärkt das Selbstmanagement im Alltag.
Veröffentlicht am: 20.04.2023
Letzte Aktualisierung: 23.07.2025
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ICD Code(s)
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ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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Quellen
[1]: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online. Myokarditis (Stand 01.2022). https://www.pschyrembel.de/Myokarditis/K0EQN
[2]: Amboss. Myokarditis (Stand 19.12.2017). https://www.amboss.com/de/wissen/Myokarditis/
[3]: Thieme via medici online. Myokarditis. https://viamedici.thieme.de/lernmodul/5007522/4958407/subject/innere+medizin/herz+kardiologie/myokarderkrankungen/myokarditis
[4]: AWMF Leitlinien Myokarditis, S2k Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Myokarditis im Kin-des- und Jugendalter (13.06.2021). https://extranet.who.int/ncdccs/Data/DEU_D1_Myocarditis%20in%20children%20and%20adolescents.pdf
[5] Myokarditis: Studie zeigt Unterschiede bei Herzmuskelentzündungen auf https://mt-portal.de/aktuell/studie-zeigt-unterschiede-bei-herzmuskelentzuendungen-auf/
[6] GESUNDHEIT AG Wissenschaftler verknüpfen spezifische Genvarianten mit Myokarditis und Perikarditis nach der Vakakisation https://institut-der-gesundheit.com/krankheiten/wissenschaftler-verknuepfen-spezifische-genvarianten-mit-myokarditis-und-perikarditis-nach-der-vakakisation
[7] Bundesministerium für Gesundheit Prospektive Erfassung der impfstoff-assoziierten Myo-karditis nach Impfung von Kindern und Jugendlichen mit mRNA-COVID-19-Impfstoffen (PedMYCVAC – Follow-up) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/ressortforschung/handlungsfelder/forschungsschwerpunkte/long-/post-covid/modul-2-kiju/pedmycvac-follow-up.html
[8] Immunzellrezeptor: Neue Erkenntnisse zur viralen Herzmuskelentzündung https://mt-portal.de/aktuell/neue-erkenntnisse-zur-viralen-herzmuskelentzuendung/
[8] PMC PubMed Central® Leitlinie Myokarditis der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10191740/
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