Gestalttherapie für eine selbstverantwortliche Persönlichkeit

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Zusammenfassung
Die Gestalttherapie ist eine Form der Psychotherapie. Sie basiert auf den aktiven Verarbeitungen verschiedener Lebenssituationen, zum Beispiel von Konflikten auf beruflicher oder lebenspartnerschaftlicher Ebene. Damit fokussiert sich die Therapie auf Situationen im Hier und Jetzt. Allerdings werden auch nicht verarbeitete Begebenheiten aus der Vergangenheit und ihre Folgen für die Gegenwart in inszenierten Dialogen beleuchtet. Die Gestalttherapie ist psychisch sehr anspruchsvoll, da sie, wie andere Formen der Psychotherapien auch, die aktive Teilnahme der Person in Behandlung einfordert. Manchmal wird diese Therapieform in die Verhaltenstherapie integriert und so bei Menschen mit Depressionen angewendet. Allerdings interessieren sich auch Personen für die Gestalttherapie, die sich selbst erfahren, Fähigkeiten entdecken und weiterentwickeln wollen, zum Beispiel um beruflich neue Wege zu gehen.
Was ist Gestalttherapie?
Die Gestalttherapie ist eine Form der humanistischen Psychotherapie. Diese stellt neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie eine der drei Hauptrichtungen der Psychotherapie dar. Die Grundannahme dieser Therapieform ist, dass jeder Mensch dazu in der Lage ist, sich weiterzuentwickeln, Blockaden aufzuheben und so Dinge im Leben eigenverantwortlich zu verändern. Die Gestalttherapie soll dabei helfen, Kräfte zu aktivieren und Lösungen für die eigenen Probleme zu finden.
Eine zentrale Stellung nimmt dabei der Begriff Kontakt ein in Bezug auf
- die eigene Person (Gefühle, Bedürfnisse, Körper),
- andere Personen und
- die Umwelt.
In der Gestalttherapie spielen die Ereignisse, Begegnungen, Erinnerungen oder Gefühle aus der Vergangenheit eine gewisse Rolle. Sind diese Erfahrungen nicht genügend verarbeitet, stellen diese im übertragenen Sinne nicht geschlossene Gestalten dar, welche die Erfahrung im Hier und Jetzt hemmen. Laut der Teilbegründer dieser Therapie, Fritz und Lore Perls, fehlt vielen Menschen der Zugang zu den eigenen Gefühlen. Sie nahmen an, dass der Mensch versucht, seine Wahrnehmungen zu einer sinnvollen Einheit, der Gestalt, zu schließen, um sich als Ganzes wahrnehmen zu können. Gelingt dies nicht, kann es passieren, dass sie sich unvollständig fühlen, was Probleme im Alltag verursachen kann.
Das Ziel der Gestalttherapie ist es, den Menschen darin zu unterstützen, seine Ganzheit und damit wieder mehr Kontrolle über sein Leben zu erlangen. Zwar lassen sich vergangene Ereignisse nicht verändern, ihre Wirkung auf die gegenwärtige Situation jedoch reflektieren. Erst wenn sich die Person diesem Einfluss und der Bedeutung der sozialen, gesellschaftlichen und ökologischen Wechselbeziehungen in ihrer Umgebung bewusst ist, soll sie ihr Verhalten selbstverantwortlich anpassen und auf diese Weise heilen können.
Wann kann eine Gestalttherapie helfen?
Voraussetzung für eine Gestalttherapie ist nicht immer eine zugrundeliegende Erkrankung wie eine Depression oder eine narzisstische Störung. Manchmal entscheiden sich Menschen für diese Therapieform, um mehr über sich selbst zu erfahren, neue Fähigkeiten zu entwickeln oder berufliche Probleme zu lösen. Bei familiären Konflikten kann es sinnvoll sein, bestimmte Familienmitglieder einzubeziehen.
Wie wird eine Gestalttherapie durchgeführt?

Die Gestalttherapie lässt sich in Einzel- und Gruppensitzungen durchführen. Zentraler Bestandteil der Behandlung ist der Fokus auf die Hier-und-Jetzt-Erfahrungen. Dafür setzen Therapeutinnen und Therapeuten oftmals Rollenspiele ein, zum Beispiel den Zwei-Stühle-Dialog. Dabei steht der leere Stuhl für einen Menschen, mit dem ein Konflikt besteht. Die Person in Behandlung inszeniert dann einen Dialog – im Wechsel aus der eigenen Position und der Perspektive der abwesenden Person. Dafür setzt sich der Mensch auf den anderen Stuhl und versetzt sich somit in die Lage, den Konflikt aus der Sicht der anderen Person heraus zu sehen.
Die Therapeutin oder der Therapeut kann währenddessen die Aufmerksamkeit der Person auf die eigene Stimme, Formulierungen und Körperhaltung lenken. So kann es sein, dass ihm oder ihr eine plötzlich auftretende Körperbewegung auffällt, wie verschränkte Arme oder ständiges durch die Haare fahren mit der Hand. Wie diese Reaktionen jedoch zu interpretieren sind, entscheidet die Person in Behandlung. Abhängig vom Therapieziel kann die Therapeutin oder der Therapeut den Dialog empathisch mit ermunternden oder stabilisierenden Worten unterstützen oder aber konfrontierend auf Logikbrüche hinweisen und anderweitig provozieren.

Welche Risiken bestehen bei einer Gestalttherapie?
Bei der Gestalttherapie geht es darum, dass der Mensch lernt, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Sie setzt die Bereitschaft voraus, sehr viel mitzuarbeiten. Für Menschen, die sich in einer Depression befinden, kann dies eine Überforderung darstellen, weil sie sich häufig weder psychisch noch physisch in der Lage fühlen, aktiv zu werden. Befindet sich die Person bereits in einer Verhaltenstherapie, wägt die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut sorgfältig ab, ob sie oder er die Gestalttherapie in die Behandlung integriert. Wie erfolgreich die Therapie ist, ist maßgeblich von der Beziehung zwischen der Therapeutin beziehungsweise dem Therapeuten und der zu behandelnden Person sowie dem Taktgefühl der behandelnden Person abhängig. Allerdings existiert aus wissenschaftlicher Sicht bislang kein überzeugender Wirkungsnachweis für diese Therapieform.
Was ist nach einer Gestalttherapie zu beachten?
Die Therapieeinheiten sind emotional und körperlich oft sehr herausfordernd. Daher ist es sinnvoll, sich nach einer Sitzung zu schonen. Zu lernen, mehr Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, ist sehr anstrengend und muss häufig lange geübt werden. Diese neue Situation kann belasten, und oft dauert es eine Weile, sich daran zu gewöhnen. Treten Fortschritte ein, werden die Abstände zwischen Sitzungen verlängert.
Die Kosten für eine Gestalttherapie werden in der Regel nicht von gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Veröffentlicht am: 23.07.2025
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Quellen
[1] Pschyrembel. Online. Gestalttherapie. https://www.pschyrembel.de/Gestalttherapie/K08Q6/doc/
[2] Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie e. V. Gestalttherapie einfach erklärt. https://www.dvg-gestalt.de/was-ist-gestalttherapie/
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