Apraxie - Ursachen und Behandlung

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Apraxie bezeichnet die Unfähigkeit, Bewegungen und Bewegungsabläufe sinnvoll und geordnet auszuführen. Betroffene schaffen es nicht, einfache Handlungen auf Anordnung auszuführen, etwa eine Brille aufzusetzen oder eine Tasse Tee einzugießen, obwohl sowohl die Muskelfunktion als auch die Wahrnehmungsfähigkeit intakt sind. Ursache der Apraxie sind Hirnschädigungen, die beispielsweise durch einen Schlaganfall, eine Demenz-Erkrankung oder einen Hirntumor entstehen können. Es handelt sich bei der Apraxie um eine neurologische Störung, die in verschiedenen Formen und Schweregraden auftritt. Die Behandlung besteht vorrangig aus Physio- und Ergotherapie.
Wie äußert sich eine Apraxie?
Apraxien sind Störungen, die das willentliche Ausführen von einfachen Bewegungen und komplizierteren Bewegungsabfolgen betreffen. Je nach Form der Apraxie können die Bewegungen der Arme und Beine betroffen sein, aber auch die der Gesichtsmuskulatur (Mimik) oder die für das Sprechen erforderliche willkürliche Muskelkontrolle. Personen mit Apraxie fällt es meist schwer, Objekte bestimmungsgemäß zu gebrauchen.
Erkrankte können erlernte Handlungen nicht mehr korrekt ausführen, obwohl sie von der Muskulatur und der Wahrnehmung her dazu in der Lage wären. Dadurch sind Alltagshandlungen wie der Gebrauch von Besteck, die Nutzung einer Haarbürste oder das Öffnen einer Wasserflasche eingeschränkt. Häufig fallen sie durch ungeschickt wirkende, ausprobierende Bewegungen auf. Durch den unangemessenen Umgang mit Objekten können betroffene Personen sich selbst gefährden. So kann es passieren, dass sie den Föhn unter Wasser halten oder entflammbare Gegenstände in die Mikrowelle stellen.

Menschen mit Apraxie können zudem Schwierigkeiten haben, gezielt zwischen Gegenständen und eigenen Körperteilen zu unterscheiden. Das kann dazu führen, dass Alltagsgegenstände zweckentfremdet oder gar ersetzt werden. Statt eines Steckers versuchen sie beispielsweise, ihren Finger in die Steckdose zu stecken, oder statt des Kamms nutzen sie die Finger, um ihre Haare zu kämmen. Erhalten bleiben meist unwillkürliche, reflexartige Bewegungen sowie einfache, lang angelernte Bewegungen wie zum Beispiel Händeschütteln, Lachen oder das Mitschwingen der Arme beim Gehen.
Eine Apraxie geht häufig mit einer Sprachstörung (Aphasie) einher. In manchen Fällen ist zugleich die rechte Körperseite gelähmt.
Welche Ursachen können hinter einer Apraxie stecken?
Die Apraxie ist Folge einer Hirnschädigung. Sie wird in der Regel durch Schädigungen der für Sprache verantwortlichen Gehirnhälfte (zumeist der linken Hirnhälfte) verursacht.
Häufige Ursachen sind:
- Schlaganfälle
- Hirntumore
- Demenz-Erkrankungen wie Morbus Alzheimer
- Kopfverletzungen wie Schädel-Hirn-Traumata
- Entzündungen des Nervensystems, z. B. durch Multiple Sklerose
- Erregerbedingte Gehirnentzündungen (Enzephalitis)
- Alkoholmissbrauch
Wann ärztlichen Rat einholen bei Apraxie?
Wenn Menschen bei sich oder Personen in ihrem Umfeld Hinweise auf eine Apraxie feststellen, ist es wichtig, ärztlichen Rat einzuholen. Einige Anzeichen sollten hellhörig machen und an eine Apraxie denken lassen:
- Wenn einfache Alltagshandlungen plötzlich schwerfallen, etwa das Anziehen oder Essen zuzubereiten
- Wenn es Schwierigkeiten bereitet, Bewegungen auf Anweisung auszuführen, etwa Winken oder Grüßen
- Wenn es plötzlich große Mühe bereitet, Worte zu finden und Sätze korrekt zu bilden
- Wenn koordinierte Bewegungen der Arme oder Beine nur noch mühevoll möglich sind, obwohl keine Muskelschwäche vorliegt
In der ärztlichen Praxis lassen sich durch eine ausführliche Untersuchung und besondere Tests die Ursache der Beschwerden feststellen und eine geeignete Behandlung finden.
Wie seht die Diagnostik und Therapie bei Apraxie aus?
Bei Hinweisen auf eine Apraxie erhebt das ärztliche Fachpersonal zunächst die Krankengeschichte (Anamnese). Häufig müssen Personen aus dem Umfeld (Verwandte, Pflegende) dabei helfen, die Vorgeschichte festzustellen, da die Betroffenen oftmals gleichzeitig Schwierigkeiten haben, sich über Sprache auszudrücken.
Das medizinische Personal bekommt auf diese Weise zusätzliche Hinweise zum Gesamtzustand der Betroffenen. Beobachtungen des Verhaltens können zusätzliche wichtige Informationen liefern.
In der Regel schließen sich Untersuchungen des Nervensystems und spezielle Tests an. Diese bewerten die Fähigkeit zur Ausführung bestimmter Bewegungen und Bewegungsabläufe, die bei einer Apraxie häufig gestört sind. Untersuchende bitten die Betroffenen, einfache Gesten nachzumachen oder ein Werkzeug zu benutzen, beispielsweise ein Stück Papier mit einer Schere zu schneiden oder eine Brille aufzusetzen.
Meist sind weitere bildgebende Untersuchungen notwendig. So lässt sich mit einer Computertomografie- (CT) oder Magnetresonanztomografie- (MRT) Untersuchung mehr über die Hirnschädigung als vermutete Ursache der Apraxie herausfinden.
Die Behandlung einer Apraxie erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus unterschiedlichen Therapien, die darauf abzielen, die motorischen Fähigkeiten und die Kommunikation der Betroffenen zu verbessern.
- Physiotherapie: Behandlung zur Verbesserung der Bewegungskoordination und Muskelkontrolle
- Ergotherapie: Übungen, um die Alltagsfertigkeiten zu verbessern
- Logopädie: Verbesserung der Sprachfertigkeiten, insbesondere bei Sprechapraxie
- Anpassung der Umgebung: Um die Unabhängigkeit der Betroffenen zu fördern und deren Alltag zu erleichtern, kann es hilfreich sein, die Wohnumgebung anzupassen.
Was können Sie selbst bei einer Apraxie tun?
Wenn bei Ihnen eine Apraxie vorliegt, können Sie selbst einige Maßnahmen ergreifen, um Ihre Fähigkeiten zu verbessern und Ihren Alltag zu erleichtern:
- Von physiotherapeutischen Fachkräften empfohlene Übungen können Ihnen dabei helfen, Ihre motorischen Fähigkeiten zu verbessern. Führen Sie die Übungen regelmäßig durch.
- In der Ergotherapie erlernen Sie Techniken und erhalten Hilfsmittel, die Ihren Alltag erleichtern. Hierbei kann es sich um das Anpassen von Alltagsgegenständen oder das Erlernen neuer Bewegungsabläufe handeln.
- Angehörige können Ihnen bei Übungen helfen, Sie motivieren und dabei unterstützen, den Alltag zu strukturieren und zu erleichtern.
- Technische Hilfsmittel können Ihnen den Alltag erleichtern, z. B. spezielle Bestecke oder Anziehhilfen.
- Entspannungstechniken wie Atemübungen oder Meditation können helfen, Stress zu reduzieren.
Es ist wichtig, diese Maßnahmen in enger Absprache mit medizinischem Personal zu planen und anzuwenden, um sicherzustellen, dass diese auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind.
Veröffentlicht am: 24.11.2025
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Quellen:
[1] Pschyrembel. Online. Apraxie. https://www.pschyrembel.de/Apraxie/K02RQ
[2] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (Österreich). Apraxie. https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/A/apraxie.html
[3] Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM). Leitlinie Schlaganfall. https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/053-011_Schlaganfall/oeffentlich/053-011_LL_Schlaganfall_Anhang.pdf
[4] Neurologie up2date 2020. Thieme. Apraxien. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/a-0943-0986?innerWidth=412&offsetWidth=412&device=desktop&id=&lang=de
[5] Clin Med (Lond). 2009 Oct. DOI: 10.7861/clinmedicine.9-5-466. Hugo Karl Liepmann and apraxia. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4953459/
[6] vbms Schlaganfallbegleitung. Apraxie. https://schlaganfallbegleitung.de/folgen/apraxie
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