Lichen sclerosus - Behandlung, Symptome und Ursachen

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Lichen sclerosus ist eine entzündliche Hauterkrankung, sie ist chronisch und verläuft schubartig. Lichen sclerosus ist nicht heilbar, lässt sich aber in frühen Stadien gut behandeln. In den meisten Fällen ist der weibliche Intimbereich von diesem Hautausschlag betroffen. Nicht ausreichend oder unbehandelt, kommt es unter anderem zu einem schweren Juckreiz, weißlichen, verhärteten Hautveränderungen, die an Flechten auf Baumrinden erinnern, oder kleinen Knötchen. In schweren Fällen führt diese Erkrankung zu einem entstellten Intimbereich. Behandelt wird entweder mit einer Salbe, die Glukokortikoide enthält, oder operativ. Da die Veränderungen ein Anzeichen für ein Krebsvorstadium sein können, wird während der Diagnose nach Krebszellen gesucht und bei einem positiven Befund werden zusätzlich Behandlungsmaßnahmen eingeleitet.
Was ist Lichen sclerosus?
Bei Lichen sclerosus handelt es sich um eine chronisch-entzündliche gutartige Hauterkrankung, die in erster Linie im Genitalbereich auftritt. Die Erkrankung kann unabhängig von den Geschlechtsmerkmalen auftreten, gehäuft sind allerdings über 80-jährige Menschen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen betroffen.
Lichen sclerosus ist nicht ansteckend und wird im Schnitt erst fünf Jahre nach Auftreten der Beschwerden das erste Mal diagnostiziert. Das liegt oft daran, dass die Symptome denen anderer juckender Hauterkrankungen ähneln, zum Beispiel einer Pilzinfektion, Ekzem en oder der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo). Die Diagnose erfolgt dann meist erst, wenn verschiedene Behandlungsversuche keinen Erfolg zeigten. Daher wird von einer generellen Unterversorgung dieser Erkrankung ausgegangen. Diese Erkrankung kann eine Krebsvorstufe darstellen, insbesondere, wenn sie im Genitalbereich auftritt. Lichen sclerosus ist nicht heilbar, lässt sich in frühen Stadien aber gut behandeln.
Wie äußert sich Lichen sclerosus?
In der Regel tritt Lichen sclerosus im anogenitalen Bereich auf. Dieser umfasst die Genitalien, den After sowie die Region dazwischen, den Damm. Diese Hauterkrankung ist die häufigste entzündliche Erkrankung der äußeren weiblichen Geschlechtsmerkmale (Vulva), die nicht von einer Infektion oder einer Allergie ausgelöst wird.
Typisch ist anfangs eine leichte, flächige Rötung, die schubweise auftritt. Unbehandelt bilden sich im weiteren Verlauf weiße, verhärtete Flecken und kleine Knoten, die zu größeren Flächen (Plaques) zusammenwachsen. Diese sind erhaben und ähneln Flechten, die häufig auf der Rinde von Bäumen zu finden sind.
Die Haut wird durch den einsetzenden Gewebeschwund (Hautatrophie) dünn, ähnlich wie Zigarettenpapier, wirkt ausgebleicht, und es kommt zu Rissen (Rhagaden ) mit Einblutungen (Ekchymosen), die sich zu Geschwüren (Ulzera) entwickeln können. Beim Abheilen dieser Verletzungen bildet der Körper nur wenig elastisches Narbengewebe aus. So kann es zu weiteren Rissen, aber auch zu Funktionseinschränkungen kommen. Die Plaques, Knötchen und oft schlecht verheilenden Rhagaden können Anzeichen für ein Krebsfrühstadium sein.
Mögliche Symptome von Lichen sclerosus an der Vulva:
- Sehr starker Juckreiz oder Brennen an den inneren (Labia minora) und äußeren Schamlippen (Labia majora) sowie an der Klitoris
- Blasse, knotige Schleimhäute
- Zusammenwachsen der inneren Schamlippen über der Klitoris, sodass diese teilweise oder vollständig verdeckt wird
- Schrumpfung der Schamlippen durch Gewebeschwund; in schweren Fällen bleibt ein ungeschützter Scheideneingang zurück
- Verengter Scheideneingang oder After durch das weniger elastische Narbengewebe
- Schmerzen bei Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), Stuhlgang oder Wasserlassen
Mögliche Symptome von Lichen sclerosus am Penis
- Zunehmend verengte Vorhaut (Phimose)
- Schrumpfung des Vorhautbändchens (Frenulum breve)
- Weißliche und knotige Stellen an Eichel (Glans penis) und Vorhaut (Präputium penis)
- Schmerzen, besonders bei einer Erektion
- Schmerzhaftes oder erschwertes Wasserlassen durch einen verengten Harnleiter
Der Lichen sclerosus kann auch an anderen Körperstellen auftreten. Meist kommt es dann nur zu typischen, plaqueartigen Hautveränderungen ohne weitere Symptome. Betroffen können sein:
- Der Hals-Schulterbereich
- Die Ellenbeuge
- Der Bereich unter der Brust
- Das Kreuz
- Das Gesäß
Bei Betroffenen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen tritt Lichen sclerosus oft gemeinsam auf mit:
- Vitiligo
- Schilddrüsenerkrankungen
- Entzündlichen Darmerkrankungen
- Rheumatoide Arthritis
- Alopecia areata (plötzlich auftretender kreisrunder Haarausfall)
- Psoriasis
Bei jungen Erkrankten mit männlichen Geschlechtsmerkmalen wird Lichen sclerosus oft von der atopischen Dermatitis begleitet, bei Erwachsenen ist es Diabetes mellitus.
Was verursacht Lichen sclerosus?
Über die Ursache von Lichen sclerosus ist die Wissenschaft noch uneins. Aufgrund der familiären Häufung liegt eine genetische Ursache nahe. Aber auch autoimmunologische Prozesse, bei denen es zu einem zerstörerischen Angriff des Immunsystem s auf körpereigene Strukturen kommt, stehen zur Diskussion. Da die Erkrankung am häufigsten nach der Menopause auftritt, scheint auch eine hormonelle Ursache möglich.
Auch Traumata im Genitalbereich können zu den krankheitsspezifischen Hautveränderungen führen (Köbner-Phänomen). Weitere Auslöser für Lichen sclerosus sind daher auch
- Kratzen,
- Reibung, zum Beispiel durch enge Kleidung,
- sexueller Missbrauch im Kindesalter oder
- chirurgische Eingriffe.
Wie wird die Diagnose Lichen sclerosus gestellt?
Lichen sclerosus ähnelt in den Symptomen einigen anderen Hauterkrankungen und kann daher leicht verwechselt werden. Wegweisende diagnostische Zeichen sind das gemeinsame Auftreten von an Flechten erinnernden Hautveränderungen mit Juckreiz im Genitalbereich. Auch wenn die betroffene Person über Beschwerden beim Stuhlgang klagt, weist dies auf Lichen sclerosus hin. Für erfahrene Ärztinnen und Ärzte der Gynäkologie, Urologie oder Dermatologie reicht dann oft eine Blickdiagnose. Sinnvoll ist es jedoch, immer eine Gewebeprobe (Biopsie) zu entnehmen und diese feingeweblich (histologisch) zu untersuchen. Auf diese Weise lassen sich Krebsvorstufen aufdecken.
Wie sieht die Behandlung bei Lichen sclerosus aus?
Sobald die Diagnose Lichen sclerosus gestellt ist, beginnt mit dem Schub in der Regel eine hochdosierte Therapie mit Glukokortikoiden (auch als Kortison bekannt). Die Salbe tragen Betroffene in einer fingerkuppengroßen Menge über etwa drei Monate auf die erkrankten Stellen auf, um die Entzündung zu hemmen. Oft lassen die Symptome bald nach und der Krankheitsprozess wird ausgebremst. In manchen Fällen ist es jedoch nötig, das Glukokortikoid über eine Spritze zu verabreichen.
Ist es zu einer Phimose gekommen, lassen sich diese Beschwerden durch die Entfernung der Vorhaut (Zirkumzision) lindern.
Veränderungen an der Vulva, beispielsweise der Rückgang der Schamlippen, lassen sich nicht rückgängig machen. In der Regel empfehlen ärztliche Fachkräfte dann eine plastische Rekonstruktion der Vulva. Verklebungen der Schamlippen lassen sich manchmal operativ lösen – für die Behandlung kommt etwa eine Lasertherapie infrage. Bei einer Verengung des Scheideneingangs können Dehnungsstifte und eine geeignete pflegende Creme hilfreich sein, um das Narbengewebe geschmeidig und dehnbar zu machen. Zusätzlich können östrogen- oder testosteronhaltige Cremes ärztlich empfohlen werden, um dem hormonellen Risikofaktor für die Erkrankung entgegenzuwirken.
Werden durch die feingewebliche Untersuchung der Hautprobe Krebszellen entdeckt, ist es in der Regel nötig, das Gewebe weiträumig operativ zu entfernen. Gegebenenfalls folgt dann eine unterstützende Chemotherapie.
Was können Sie selbst bei Lichen sclerosus tun?
Eine frühe und konsequente Therapie kann komplikationsreiche Erkrankungsverläufe oft vermeiden. Auch wenn es sich bei Lichen sclerosus um eine gutartige Erkrankung handelt, ist es wichtig, regelmäßig Kontrolltermine wahrzunehmen. Zusätzlich können Betroffene selbst die entsprechenden Stellen fortlaufend beobachten. Das lässt sich in der Regel gut nach der Dusche mit einem Spiegel machen.

Lichen sclerosus kann bei schweren Krankheitsverläufen zu einem hohen Leidensdruck führen, vor allem wenn es neben den belastenden Schüben zusätzlich zu einem entstellten Genitalbereich kommt. Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft oft. Als hilfreich werden häufig auch folgende Tipps empfunden:
- Hygiene ist wichtig, vor allem wenn es zu blutigen Einrissen gekommen ist. Am besten wird der Intimbereich mit dem Wasserstrahl oder der Hand gesäubert und dabei keine Seife oder Duschgel verwendet.
- Fettende Cremes halten die betroffenen Stellen geschmeidig und schützen sie so davor einzureißen.
- Reibung oder Druck an den betroffenen Stellen kann die Symptome triggern oder verstärken. Daher kann es hilfreich sein, auf weite, luftige Kleidung zu achten oder einen harten Fahrradsattel gegen einen weichen auszutauschen.
- Auf Kratzen sollte verzichtet werden.
Veröffentlicht am: 29.10.2025
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ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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Quellen
[1] Moll I, Hrsg. Duale Reihe Dermatologie. 8. vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2016.
[2] Kirtschig, G. Lichen sclerosus – Beratungsanlass, Diagnose und therapeutisches Procedere. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 337-43
[3] Pschyrembel. Online. Lichen sclerosus. https://www.pschyrembel.de/Lichen%20sclerosus/K0CUU/doc/
[4] Meldung des Bundesverbands der Frauenärzte e. V. (BVF) vom 21.06.2019. Informationsportal Frauenärzte im Netz. Lichen Sclerosus – eine chronische Hauterkrankung im Genitalbereich. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/lichen-sclerosus-eine-chronische-hauterkrankung-im-genitalbereich/
[5] Universitätsklinikum Heidelberg. Lichen sclerosus. https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/erkrankungen/lichen-sclerosus
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