Bandscheibenvorfall – Ursache, Symptome, Behandlung

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Die Bandscheiben sorgen dafür, dass unser Rücken beweglich ist und dienen als Stoßdämpfer. Sie leisten also Schwerstarbeit und nutzen sich mit fortschreitendem Alter langsam ab. Dies ist einer von mehreren Faktoren, die zu einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) führen können. Drückt das vorgefallene Gewebe dann auf die Rückenmarksnerven, kann es zu starken – in Beine oder Arme ausstrahlende – Schmerzen kommen. Meist bildet sich der Vorfall von selbst in wenigen Wochen wieder zurück. Eine Operation ist nur in seltenen Fällen notwendig.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Die Wirbelsäule besteht in der Regel aus 33 Wirbeln und wird in Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule unterteilt. Zwischen den Wirbelkörpern, die nicht zusammengewachsen sind, befinden sich 23 elastische Bandscheiben. Sie machen unseren Rücken beweglich und können Stöße abfangen. Die Bandscheiben bestehen aus einem festen Faserring und einem gelartigen Kern (Gallertkern). Bei einem Bandscheibenvorfall wird der schützende Faserring durch Druck der umgebenden Wirbelkörper beschädigt und ein Teil des Gallertkerns tritt aus. Wenn das außerhalb der Bandscheibe vorliegende Kerngewebe nun auf die Nerven des Rückenmarks (Spinalnerven) drückt, kann dies zu starken Schmerzen führen.
Ist nur der Faserring vorgewölbt, der Kern aber noch intakt, spricht man von einer Vorwölbung oder Protrusion (auch Diskusprotrusion). Es handelt sich hierbei um eine Vorstufe eines Vorfalls, die sich auch wieder zurückbilden kann. Die meisten Bandscheibenvorfälle treten im Bereich der Lendenwirbelsäule (lumbal) auf, aber auch die Halswirbelsäule (zervikal) ist häufig betroffen.
Was sind mögliche Symptome eines Bandscheibenvorfalls?

Bandscheibenvorfälle gehen üblicherweise mit heftigen Schmerzen im betroffenen Bereich der Wirbelsäule einher. Diese ziehen in vielen Fällen bis ins Bein oder den Fuß, in einigen Fällen auch über einen Arm bis in die Fingerspitzen. Ist der Schmerz im Lendenwirbelsäulenbereich lokalisiert, sprechen Experten von Ischiasschmerzen oder Ischialgie. Vorfälle der Bandscheibe(n) in dieser Region sind die häufigste Ursache von Ischialgien. Auch hier können sich die Beschwerden bis ins Bein ausbreiten, die Arme sind aber nicht betroffen.
Den Schmerz bei einem Diskusprolaps empfinden viele Betroffene als plötzlich einschießend. Er führt häufig zu einer Schonhaltung und Verkrampfung der Muskulatur. Außerdem treten in einigen Fällen Taubheitsgefühle (Kribbeln) oder Lähmungserscheinungen auf. Normales Gehen ist manchmal nicht mehr möglich. Kommen Gefühlsstörungen im Unterleib und Gesäßbereich hinzu, können bereits Nerven geschädigt sein. In seltenen Fällen sind dann die Blasen- und Darmfunktion gestört. Diese Symptome bezeichnen Fachleute als Cauda-Syndrom, das sofort notfallmäßig behandelt werden muss.
Nicht bei jedem Vorfall der Bandscheibe oder dessen Vorstufen entstehen zwangsläufig Schmerzen. Untersuchungen mittels Magnetresonanztomographie (MRT) zeigten, dass sehr viele Erwachsene vorgewölbte Bandscheiben ohne Symptome aufweisen. Bei einem Fünftel lagen sogar stärkere Schäden vor, die keine Schmerzen verursachten.
Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Fast immer sind Verschleißerscheinungen die Ursache für eine austretende Bandscheibe. Es gehört zu den normalen Alterungsprozessen, dass die Bandscheiben an Elastizität verlieren. Sie trocknen regelrecht aus und werden dadurch rissig und spröde. In seltenen Fällen kann auch ein Unfall oder eine schwere Verletzung zu einem Austreten des Gallertkerns führen.
Generell kommen immer mehrere Faktoren zusammen, die dann ein solches Ereignis auslösen. Zum Beispiel sind manche Menschen genetisch vorbelastet, was aber nicht heißt, dass sie automatisch Rückenprobleme bekommen. Weitere Faktoren sind unter anderem bestimmte Leistungssportarten, Rauchen, eine überdurchschnittliche Körpergröße oder zu wenig Bewegung. Dazu kommt häufig eine rückenbelastende Tätigkeit und/oder häufiges und langes Sitzen. Nur durch Bewegung (z. B. Gehen oder Laufen, weitere Sportarten) kann der Körper die flüssigkeitsgefüllten Bandscheiben ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Auch die Ernährung und das Trinkverhalten sind von Bedeutung.
Wie wird die Diagnose Bandscheibenvorfall gestellt?
Um die Ursache richtig einschätzen zu können, befragt und untersucht der Arzt die von Rückenschmerzen geplagte Person zunächst ohne den Einsatz von bildgebenden Geräten. Auf dem Röntgen- oder Magnetresonanztomographie (MRT)-Bild sind zwar oft Vorwölbungen der Bandscheiben sichtbar, was aber nicht immer der Grund für die Schmerzen ist. Wenn das vorgefallene Bandscheibengewebe keine Nervenenden reizt, sind solche Veränderungen oft symptomlos.
Ein MRT ist in manchen Fällen allerdings unumgänglich, beispielsweise bei Lähmungserscheinungen in Beinen oder Armen, gestörter Blasen- und Darmfunktion sowie länger als ein paar Wochen andauernden Schmerzen, die nicht auf eine konservative Therapie (z. B. Medikamente, Physiotherapie) ansprechen.
Wie wird ein Bandscheibenvorfall behandelt?
Sind die Schmerzen so stark, dass keine Bewegungen möglich sind, ist in dieser akuten Phase erst mal Bettruhe angesagt. Eine Stufenlage, bei welcher der Betroffene die Unterschenkel im 90-Grad-Winkel auf einen Gegenstand legt, entlastet die Bandscheiben. Alternativ ist die Seitenlage mit angezogenen Knien zu empfehlen. Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Novaminsulfon können den Schmerz erträglicher machen. Schlagen diese Wirkstoffe nicht an, kommen unter Umständen Opioide zum Einsatz. Da sich häufig die umliegende Muskulatur stark zusammenzieht und verhärtet, verschreiben Ärzte gleichzeitig sogenannte Muskelrelaxanzien, um die Verspannungen zu lösen.
Sobald Bewegungen wieder einigermaßen schmerzfrei möglich sind, sollten leichte, mobilisierende Übungen angestrebt werden. Dazu stellt der Arzt meist ein Rezept für eine Physiotherapie aus. Der Therapeut vermittelt zudem Übungen für zu Hause.
Bei bestimmten Symptomen wie dem oben beschriebenen Cauda-Syndrom oder fortschreitenden Lähmungserscheinungen ist meist ein Krankenhausaufenthalt nötig. Dort beraten Neurochirurgen darüber, ob eine Operation notwendig ist, um anhaltende Nervenschädigungen zu vermeiden. Hierfür gibt es schonende ambulante Verfahren, bei denen der Chirurg das frei vorliegende Bandscheibenmaterial mithilfe von Instrumenten oder einem Laser abtragen kann. Nur in schweren Fällen führen Ärzte eine konventionelle, offene Operation unter Vollnarkose im Krankenhaus durch.
Bei der Mehrzahl der Menschen mit einem Vorfall der Bandscheibe, bildet sich dieser nach einigen Tagen oder Wochen von selber wieder zurück. Tatsächlich leistet der Körper die Hauptarbeit dabei, Medikamente können ihn nur unterstützen. Um zu verhindern, dass Rückenschmerzen chronisch werden, ist es zudem möglich, eine Zeit lang niedrig dosierte Antidepressiva einzunehmen. Sie haben einen Einfluss auf das sogenannte Schmerzgedächtnis, welches häufig für die chronischen Schmerzen verantwortlich ist. Es sendet dem Körper dauerhaft Schmerzreize, auch wenn die primäre Ursache der Schmerzen bereits behandelt wurde (beispielsweise ein zurückgebildeter Bandscheibenvorfall). Einige Antidepressiva wirken nicht nur schmerzlindernd, sondern verstärken außerdem die Wirkung von Schmerzmitteln. Daher empfehlen Ärzte bei chronischen Schmerzen häufig eine Kombination beider Medikamente. Viele dauerhaft Rückenschmerz-Geplagte fühlen sich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastet, wodurch sich das Leiden oft noch verschlimmert. Daher wird zusätzlich zur medikamentösen Therapie und dem Rückentraining häufig eine psychotherapeutische Behandlung (Verhaltenstherapie, Schmerzbewältigungsprogramme) empfohlen.
Was können Sie selbst bei einem Bandscheibenvorfall tun?
Bei einem Bandscheibenvorfall ist es das Wichtigste, aktiv zu werden. Nach den ersten Übungen zur Mobilisation kann langsam mit dem Muskelaufbau begonnen werden. Ein Großteil der Rückenschmerzen entsteht durch eine zu schwache Muskulatur. Genauso wichtig wie ein Training der Rückenmuskeln ist der Aufbau einer starken Bauchmuskulatur, die zur Stabilisierung des Köpers benötigt wird. Zudem helfen Dehnübungen zu verhindern, dass sich zum Beispiel die hintere Beinmuskulatur verkürzt. Neben dem speziellen Rückenprogramm ist es sehr wichtig, sich im Alltag richtig zu bewegen. Eine Rückenschule vermittelt beispielsweise, wie man richtig sitzt, trägt, steht und geht. Viele schmerzgeplagte Menschen haben sich über viele Jahre Fehlhaltungen wie einen krummen Rücken oder nach vorn gezogene Schultern angewöhnt, die es nun zu korrigieren gilt.
Generell ist jede Art von Bewegung, welche keine Schmerzen bereitet und den Rücken nicht zu stark belastet, für die Bandscheiben von Vorteil. Beispiele dafür sind:
- Schwimmen
- Spazierengehen
- Nordic Walking
- Radfahren
- Qigong
- Yoga
Lassen Sie sich von Ihrem Therapeuten beraten, welche Sportart für Sie am besten geeignet ist. Wenn Sie schon immer Reiten oder Joggen gegangen sind, können Sie dies meist auch weiterhin tun, sobald sich der Vorfall zurückgebildet hat.
In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, die Ernährung umzustellen, um Gewicht abzubauen. Außerdem ist unter Umständen eine Beratung bezüglich der Schlafgewohnheiten hilfreich, denn in der Nacht regenerieren sich die Bandscheiben. Dabei sind die Schlafposition und die richtige Matratze entscheidend.
Veröffentlicht am: 21.07.2025
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen. Die Zuordnung basiert auf dem Diagnoseschlüssel ICD-10 BMSGPK 2022 (März 2022)
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Quellen
[1]: Gesundheitsinformation.de: Bandscheibenvorfall, Stand: 03/2020, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/bandscheibenvorfall.html
[2] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): Lumbale Radikulopathie, Stand: 03/2018, unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-058l_S2k_Lumbale_Radikulopathie_2018-04.pdf
[3] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): Zervikale Radikulopathie, Stand: 11/2017, unter: https://dnvp9c1uo2095.cloudfront.net/wp-content/uploads/2013/01/030-082l_S2k_Zervikale_Radikulopathie_2018-01-verlaengert.pdf
[4] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) und der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG): Leitlinie zur konservativen, operativen und rehabilitativen Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik, Stand: 06/2021, unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-048l_S2k_Konservative-operative_rehabilitative-Versorgung-Bandscheibenvorfall-radikulae_2021-06_01.pdf
[5]: Gesundheitsinformation.de: Wie funktioniert die Wirbelsäule? Stand:03/2020, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-die-wirbelsaeule.html
[6]: Internisten im Netz: Behandlung von Schmerzen, unter: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schmerzen/behandlung-von-schmerzen.html
[7]: Internisten im Netz: Ursachen von chronischen Schmerzen, unter: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schmerzen/ursachen-von-chronischen-schmerzen.html#c625
[8]: Rheumaliga Schweiz: Was tun bei einem Hexenschuss? unter: https://www.rheumaliga.ch/blog/2019/hexenschuss
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